Duisburg/Wirtschaft

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Hierarchie

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Einleitung

Wirtschaft

Handel u. Gewerbe

Stand 1955: Die feste Königspfalz Duisburg zog den Handel von weit her an. Friesische Kaufleute sind 893 bezeugt. Kaiser Barbarossa privilegierte 1173 im Anschluß an ältere Märkte zwei vierzehntägige Messen für flandrische Tuche und begünstigte sie durch eine Art Stapelzwang (um 1845: 3 Jahrmärkte). Die blühende Rheinschiffahrt brachte Einfuhr vom Oberrhein (Bauholz), Mittelrhein (Wein und Tuffstein), Holland (Fische und Obst). Ausfuhr bis nach England und den Ostseeländern (auch über Land). Verlagerung des Rheinlaufs ließ seit Ende des 13. Jh. Schiffahrt und Handel allmählich eingehen. Auch der Beitritt zur Hanse (vor 1392) konnte daran nichts Entscheidendes ändern. Die Bürger kehrten zu Ackerbau und Handwerk zurück.

1276 Schuhmacherzunft. 1446 erhielten die Leineweber, 1457 die Schneider und Tuchscherer, 1472 die Wollarbeiter - um nur diese zu nennen - neue Zunftsatzungen. Am mächtigsten war die Weber- und Tuchschererzunft, die um 1600 durch einwandernde Niederländer entscheidend belebt wurde. Schiffahrt und Handel kamen seit 1674 durch die „Bört"- fahrten (d. h. regelmäßige Fahrten) nach holländischen Rheinhäfen wieder in Gang. Erblühen der Spedition. Neues Gewerbe: Tabakverarbeitung seit 1763.

Um 1845: 1 Tuchfabrik mit Dampfmaschine, 7 Baumwollfabriken, mehrere Siamoisen-, Boy- und Samtfabriken, Strumpf-, Hut- und Wolldeckenfabriken, 3 Saitenfabriken, 12 Tabakfabriken, Zwirn-, Lack-, Feder-, Papier-, Porzellan-, Leder-, Essig- und Stärkefabriken, 4 Zuckerraffinerien, 1 chemische Fabrik, Leimsiedereien, 3 Zichorienfabriken, 2 Öl-mühlen, Speditions- und Eigenhandel mit Wein und Kolonialwaren, Salzfaktorei. Die Spedition ist auch 1955 bedeutend. Der Holzhandel ist verbunden mit Sägewerken, der Getreidehandel mit Mühlenindustrie. Der Kohlenhandel ist vielfach in der Hand von Gesellschaften mit eigener Kohlenförderung und eigenem Schiffspark sowie mit Niederlassungen im auswärtigen Absatzgebiet.

  • Bergbau Stand 1955: 1562, 1728, 1734, 1748 grub man mit wenig Erfolg nach Steinkohle im Duisburger Wald. Auch die Unternehmen um 1860 mißlangen zunächst. Auf dem Gelände der stillgelegten Zeche „Java" hatte seit 1912 die Gewerkschaft Diergardt-Mevissen den Schacht „Franz Ott" in Betrieb. Im Stadtgebiet wurden noch während des ersten Vierteljahres 1950: 1.085.900 t Kohle gefördert.
  • Eisenhütten Stand 1955: Die Lage mitten im Kohlenbezirk und an dem für die Erzanfuhr so günstigen Wasserwege machte Duisburg zum bevorzugten Standort der Schwerindustrie. Folgende Eisenhütten wurden 1935 als eine Betriebsgemeinschaft der 1926 gegr. Vereinigten Stahlwerke unter der Führung der August-Thyssen-Hütte-AG in Duisburg-Hamborn zusammengefaßt: Niederrheinische Hütte, Duisburg, gegr. 1851, Hütte Vulkan, Duisburg, gegr. 1854, Phönix 1852, Rheinische Stahlwerke 1870, Thyssenhütte in Duisburg-Hamborn 1890 und Hüttenbetrieb in Duisburg-Meiderich 1901. Davon hatte die Thyssenhütte allein 60% der gesamten Arbeiterzahl und über 60% des Rohstoffverbrauchs von insgesamt 4 Mill. t jährlich. Auf den Duisburger Hüttenwerken - eingeschlossen die zum Handelskammerbezirk gehörenden Hochöfen der Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen - wurde rund ein Drittel des gesamten deutschen Roheisens erzeugt. Nach der Entflechtung sind erhebliche Demontagen durchgeführt worden. Die Werke heißen 1955 (in gleicher Reihenfolge wie vorher) : Hüttenwerk Niederrhein AG (seitdem wieder Niederrheinische Hütte), Vulkan (fällt ganz aus), Hüttenwerke Phoenix AG, damit verbunden der ehem. „Hüttenbetrieb" als Werk Hochöfen Meiderich-Nord (inzwischen wieder Phoenix). Die August-Thyssen-Hütte-AG hat ihren Namen behalten (neu gegr. 1953). Der Klöcknerkonzern hat 1955 in Duisburg seine Hauptverwaltung. Die 1955 ganz moderne Heinrich-Bierwes-Hütte in Duisburg-Huckingen (1929), auf der Grundlage eines älteren Werkes von Schulz-Knaudt (1910/12), heißt 1955 Mannesmann-Hüttenwerke AG Huckingen, 1890 wurden in Großenbaum die Hahnschen Werke AG errichtet.
  • Eisen- und Stahlverarbeitung Stand 1955: Führend ist die Deutsche Maschinenfabrik AG (Demag), 1862 von Bechem und Keetman gegr. Angegliedert die 1860 in Duisburg-Hochfeld entstandene Brückenbaufirma Harkort. Bau von Bergwerksanlagen, ganzen Stahl- und Walzwerken, Kraftmaschinen, Stahlhochbau, Brücken usw. Die Krananlagen der Demag sind in der ganzen Welt bekannt. Schiffswerft E. Berninghaus 1866. Esch-Werke 1882, Eisenwerk Wanheim 1934.
  • Chemische Großindustrie Stand 1955: Eingeführt durch F. W. Curtius: Schwefelsäurefabrik 1824 und Ultramarinfabrik 1848. Neue Schwefelsäure-fabrik 1926. Matthes und Weber gründeten 1837/38 das älteste Sodawerk Westdeutschlands, das seit 1916 zu den Henkel-Werken in Düsseldorf gehört. Die Duisburger Kupferhütte, das größte Werk dieser Art, wurde 1876 zur Verwertung von Schwefelkiesabbränden errichtet. 1905 die Berzelius-Metallhütte zur Gewinnung von Zink, Zinn und Schwefelsäure. Kabelwerk Duisburg 1894. Außerdem wurden um 1925 hergestellt: Waschmaschinen, Blechwaren. Drahtstifte, feuerfeste Produkte, Fahrräder, Tabak, Malz, Zucker, Stärke, Lack, Firnis, Margarine, Möbel, Geldschränke, Spiegelglas, Drahtgewebe; ferner elektrotechnische und Textilindustrie, Mühlen, Kalk- und Ziegelbrennerei, 3 Werften; Handelskammer, Getreide- und Schifferbörse.

Verkehr

Stand 1955: Duisburg war einst westlicher Endpunkt des Hellwegs, 1955 Ruhrschnellweg. Die Autobahn Köln-Berlin durchzieht 1955 das östliche Stadtgebiet. 5 Rheinbrücken erbaut 1873-1937, alle im Kriege zerstört, 4 waren 1955 wieder aufgebaut. Auch die für den Nord-Süd-Verkehr innerhalb des Stadtgebiets unentbehrlichen beiden Ruhrbrücken sind 1955 wieder hergestellt. Neubau der Straßenbrücke Duisburg- Rheinhausen über den Rhein und der Hafenbrücke am Schwanentor 1950; Rheinbrücke Duisburg-Ruhrort-Homberg erneuert 1954. Bundesstraßen 1955: Passau-Duisburg-Emmerich-Holland, ferner von Duisburg nach Venlo, nach Oberhausen und nach Krefeld. Außenhafen 1828-32, Innenhafen und Kanal zur Ruhr 1840-44, Kultushafen 1868, Holzhafen und Verlängerung des Innenhafens 1892, Parallelhafen 1895-98. Begonnene große Erweiterungsbauten wurden infolge der Eingemeindung von Ruhrort aufgegeben. Der Rhein-Herne-Kanal mündet in Duisburg seit 1914 durch eine große Kammerschleuse in die neuen Häfen. Die Rhein-Ruhr-Häfen von heute umfassen nicht nur die gesamten Häfen der Duisburg-Ruhrorter-Häfen-AG (1926 gegr., Bund, Land und Stadt zu je einem Drittel beteiligt), sondern auch die Werkshäfen auf beiden Ufern des Rheins, soweit er Duisburger Gebiet berührt. Ihre Wasserfläche bedeckt 229,6 ha, ihre Eisenbahngleislänge 455 km. 1935 liefen 80.576 Schiffe ein und aus, darunter 2.262 Rhein-See-Schiffe. Das war rund ein Drittel des Verkehrs der gesamten dt. Binnenschiffahrt. Infolge des Krieges und seiner Nachwirkungen ging der Umschlag vor 1955 beträchtlich zurück. Der Hafenumschlag betrug: 1870: etwa 2,5 Mill. t, 1913: etwa 27 Mill. t, 1937: 23.235.700 t, 1950: 10.024.700 t. Hauptumschlagsgüter sind 1955: Kohlen, Erze, Kies und Sand, Schrott, Düngemittel. Große Tanklager eröffnet im Kaiserhafen und am Parallelhafen 1952.

  • Eisenbahn Köln-Duisburg-Oberhausen-Wanne-Dortmund-Minden (Köln-Mindener Bahn, 1846), Bergisch-Märkische Bahn (Duisburg-Essen-Bochum-Dortmund, 1862). Eisenbahntrajekt nach Krefeld (Rheinische Bahn) 1868, ersetzt durch Rheinbrücke 1873. Neuer Hauptbahnhof 1934. Sammelbahnhof Wedau, einer der größten dt. Verschiebebahnhöfe, an der (für den Güterzugverkehr wichtigen) Strecke Duisburg-Wedau-Ratingen-Düsseldorf. Ferner Strecken nach Ober-hausen-West-Quakenbrück und nach Duisburg-Hafen.
  • 1895: Pferdebahn, Dampfstraßenbahn nach Mülheim.
  • Straßenbahn- und Autobusverkehr nach allen Seiten, besonders nach Mülheim/Ruhr und nach Düsseldorf.

Literatur

  • Averdunk: Die Der Börtschiffahrt (1905).
  • Ring, W.: Gesch. der Der Familie Böninger (1930).
  • Berg, C. vom: Beitr. zur Gesch. der Familie Curtius (1923).
  • Most, 0.: Handelskammer und Wirtschaft am Niederrhein (1931), darin zahlreiche weitere Hinweise.