Die Pillkaller Kleinbahn und die Verbindung zum Siegerland

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Die Pillkaller Kleinbahn und die Verbindung zum Siegerland

Vortrag von Hella Giesler[1] in Meinigen

So wie es Gerhard P. von Schirwindt nach Meiningen verschlagen hat, so hat es mich in Serpentinen von Schirwindt nach Siegen geführt. Dort betreue ich z. Zt. die Frauengruppe der Ost- und Westpreußen. In unserem Themenkatalog gehen wir u. a. der Frage nach, was aus ostpreußischen Firmen nach dem Krieg geworden ist, ob und wie sie wieder Fuß gefasst haben und welche Beziehungen zwischen Siegen und Ost- Westpreußen jemals bestanden haben. Und da kommen schon erstaunliche Dinge zu Tage:

Die Symbolfiguren des Siegerlandes sind „Henner" und „Frieder"[2], der Bergmann und der Hüttenmann, geschaffen von einem Siegerländer, dessen eigentliche Wirkungsstätte Königsberg war.

Johann Friedrich Reusch[3], geb. am 5.September 1843 in Siegen, bezog 1863 die Kunstakademie in Berlin und wurde 1881 als erster Lehrer für Bildhauerkunst an die Königsberger Kunstakademie[4] berufen, wo er seine 2. Heimat fand. 1883 wurde er Professor und die Albertina[5] ernannte ihn zum Dr.h.c. Seine Bronze- und Marmorfiguren standen in ganz Europa und galten als Werke eines großen Königsbergers.

Seine Vaterstadt besaß nur wenige seiner Arbeiten und schmolz das Kaiser Wilhelm I. Denkmal[6] und das Bismarckdenkmal[7] im 2. Weltkrieg auch noch ein. Viele der Kunstwerke von Reusch sind im Krieg verloren gegangen bzw. verschollen, weil als Beute verschwunden. Das Denkmal Herzog Albrechts[8], das inzwischen im Austausch gegen Kant[9] am Dom von Königsberg steht ist eine Reusch-Replik, das Original steht in Moskau.

Lokomotive „Spreewald“, Ausgeliefert am 15. Mai 1917 an Ostdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft, Königsberg i.Pr. und am 1. Mai 1996 nach Restaurierung und Kesselerneuerung durch Bw Bruchhausen-Vilsen erneut in Dienst gestellt.
Foto: Deutscher Eisenbahn-Vereins e.V. (DEV), Bruchhausen-Vilsen

Ich komme zur Firma Jung[10]in Kirchen und damit zurück nach Schirwindt, dessen Beziehung zu Köln ich ja bereits hier aufgezeigt habe: Das Siegerland hat historische Bedeutung als Eisen- und Hüttenland, weil hier bereits seit der La-Tene-Zeit ( 500 a.Ch.n.) Eisenerz gefördert und eingeschmolzen wurde. So war hier immer die Metallindustrie zu Hause. Gerhards Kalenderblatt für Mai mit den Titel: „Lok der Pillkaller / Schloßberger Kleinbahn feierte 90. Geburtstag hat mich in die Schmal-Spur gebracht: Arnold Jung und Christan Staimer gründeten am 13. Februar 1885 in Kirchen/Sieg die Lokomotivfabrik Jung & Staimer[11] - später in Jung -Jungenthal geändert - in einer ehemaligen Kunstwollspinnerei. Sie baute bis 1976 Großlokomotiven, zog sich aus dem Lokomotivenbau zurück, um sich auf mittlerweile wichtigere Firmenprodukte wie Werkzeugmaschinen, Transportwagen und Kräne zu konzentrieren. Nur Grubenlokomotiven - vorwiegend für Polen - baute man noch. 1993 wurde die Firma geschlossen, weil der Eigentümer „keine Lust mehr hatte" bzw. kein Nachkomme interessiert war. In den alten Firmenbüchern finden sich die Daten und Lebensläufe von 5 Lokomotiven, die 1917 vom 16. April bis 17 Juli an die Ostdeutsche Eisenbahn Gesellschaft OEG[12] für die Pillkaller Kleinbahn mit den Nr. 21 bis 25[13] geliefert wurden.

Diese 5 Lokomotiven waren ursprünglich für Afrika bestimmt. Aber nach dem Wegfall der Kolonien in Deutsch-Südwest wurden sie nicht mehr gebraucht und für die Ostdeutsche Eisenbahn passten sie genau, weil nämlich beim Wiederaufbau die Schmalspurbreite des alten Kleinbahnsystems (750 mm) endlich zu Gunsten der einheitlichen 1000 mm - Kleinbahn-Spurbreite aufgegeben wurde. Die Lokomotiven Nr. 22, 24 und 25 sind bereits seit 1942 abgängig, d.h. sie wurden an Kriegsorte verbracht. Nr. 21 wurde ab 1939 vorwiegend von der Wehrmacht genutzt und nach dem Krieg schließlich am 16.8.1957 stillgelegt, bzw. verschrottet.

Die Lokomotive Nr. 23 aber, am 16.5.1917 von Siegen nach Pillkallen ausgeliefert, zog bis Oktober 1944 Personen- und Güterzüge nach Schirwindt, Schillfelde und Lasdehnen (Haselberg). Sie hat uns am 31.Juli 1944 zur Flucht verholfen. Nach Kriegsende übernahm die Generaldirektion der Landesbahnen Brandenburg die Maschine für den Einsatz auf der Spreewaldbahn. Am 3.1.1970 ging sie in Pension ins Bahndepot Werningerode - Westerntor und steht heute unter dem Namen „Spreewald"[13] im Museum des Deutschen Eisenbahn-Vereins in Bruchhausen - Vilsen [14]. Dort kann man sie besuchen und sich bei ihr bedanken. Vielleicht erinnert sie sich ja an uns. In der großen Politik erinnert sich niemand an uns, seit Jahrzehnten verwehrt man uns sogar Denkmal bzw. eine Erinnerungsstätte an unsere Vertreibung. Deswegen bemühen wir uns in Siegen umso mehr um eine ostpreußische Heimatstube. Und wenn in Siegen jetzt „Ännchen von Tharau"[15] als Glockenspiel vom Turm erklingt, könnte unsere Fluchtlokomotive in „Schirwindt", zumindest aber in „Pillkallen" umgetauft werden.



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Fußnoten

  1. Die Genehmigung für die Veröffentlichung des Vortrags in GenWiki im „Portal Pillkallen“ unter der Auflage der ausschließlich nicht-kommerziellen Nutzung liegt schriftlich von Frau Hella Giesler vom 19. 05. 2013 vor.
  2. „Henner" und „Frieder", Artikel Henner_und_Frieder . In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (17.09.2013)
  3. Friedrich Reusch, Artikel Friedrich_Reusch . In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (17.09.2013)
  4. Kunstakademie Königsberg, Artikel Kunstakademie_Königsberg. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (17.09.2013)
  5. Albertus-Universität Königsberg Artikel Albertus-Universität_Königsberg. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (17.09.2013)
  6. Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmal (Königsberg), Artikel Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmal_(Königsberg). In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (18.09.203)
  7. Bismarck-Denkmal (Königsberg), Artikel Bismarck-Denkmal_(Königsberg). In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (18.09.2013)
  8. Herzog-Albrecht-Denkmal, Artikel Herzog-Albrecht-Denkmal. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (17.09.2013)
  9. Immanuel Kant, Artikel Immanuel_Kant. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (17.09.2013)
  10. Arnold Jung Lokomotivfabrik, Artikel Arnold_Jung_Lokomotivfabrik. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (17.09.2013)
  11. Jung & Staimer oHG, Kirchen a.d. Sieg, http://www.werkbahn.de/eisenbahn/lokbau/jung.htm (17.09.2013)
  12. Ostdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft in Königsberg, Artikel Ostdeutsche_Eisenbahn-Gesellschaft_in_Königsberg. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (17.09.2013)
  13. 13,0 13,1 Dampflokomotiven PKB Nr. 21 bis 25, Artikel PKB_Nr._21_bis_25. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (17.09.2013)
  14. Museums-Eisenbahn Bruchhausen-Vilsen-Asendorf, http://www.museumseisenbahn.de/index.php/de/vorstellung.html (17.09.2013)
  15. Ännchen von Tharau, Artikel Ännchen_von_Tharau . In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. (17.09.2013)