Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland/010

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Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland
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Landwirtschaftsbetrieb auf den Gütern ein altherkömmlicher und wurde schon seit Jahrhunderten in derselben Weise geübt. Im nördlichen Niedersachsen bestellten die zunächst wohnenden Meier des Rittergutsbesitzers dessen geringen Gutsacker in der Frone. Häufig war nach uralter Weise jedem Bauern eine bestimmte Arbeit zugeteilt, mit deren Verrichtung er seine Dienstpflicht erfüllte. Die Wirtschaft der Rittergüter und Bauernhöfe beruhte hier auf der Nutzung der ausgedehnten Gemeinheiten, Marken, auf denen die Rittergüter meist mit etwas größeren, aber qualitativ von den bäuerlichen nicht verschiedenen Nutzungsanteilen berechtigt waren.

Besaß der Rittergutsbesitzer keine dienstpflichtigen Meierhöfe in der Nähe seines Gutes, so hatte er entweder sogenannte Häuslinge auf seinem Gutshofe angesiedelt, die für die Überlassung eines Wohn-und Gartenplatzes Frondienste leisteten, oder aber er hatte das zum Gut gehörige Ackerland einzeln verpachtet und so die Eigenwirtschaft auf dem Gute völlig aufgelöst.

Auch Verpachtungen der Landwirtschaftsbetriebe im ganzen waren nicht selten. Wenn der Rittergutsbesitzer selbst auf dem Gute wohnte und wirtschaftete, so wurde in der Regel der größte Teil der Erzeugnisse des Gutes in seinem Haushalt in natura verbraucht. Auch als Sammelstelle der grundherrlichen Gefälle des Rittergutsbesitzers hatte das Rittergut eine gewisse Bedeutung. Hier wurden in großen Scheunen die Zehnt- und Zinsfrüchte aufgeschüttet und gelagert, und die dienstpflichtigen Meier des Gutes mußten sie oft auf große Entfernungen hin zu Markte fahren. Diese den spannfähigen Bauern obliegenden Dienste, die sogenannten langen Reisen oder Reisefuhren, waren eine sehr lästige Verpflichtung, da sie den Bauern oft zwei Tage oder gar noch länger von zu Hause fernhielten. Freilich trafen sie den einzelnen nicht allzu oft, höchstens zwei- bis viermal im Jahre.

Wie schon erwähnt, hatten einzelne Rittergüter im östlichen und südöstlichen Lüneburg und eine nicht unbedeutende Zahl der süd-niedersächsischen Rittergüter bedeutendere Ackerwirtschaften. Sehen wir von den südniedersächsischen hier ab, da sie ihre wirtschaftliche Bedeutung sehr eigentümlichen, später zu erörternden Verhältnissen verdankten. Im südöstlichen und besonders im östlichen Lüneburg finden wir einerseits natürliche Bedingungen der Landwirtschaft, die von den in den übrigen Geestdistrikten Nordniedersachsens herrschenden durchaus verschieden waren. Der Boden galt, abgesehen von den Marschen, für den ergiebigsten des nördlichen Niedersachsens, er