Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/34

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[33]
Nächste Seite>>>
[35]
Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


bemüht gewesen, Sarataer Kolonisten als Schullehrer zu bekommen. Beresina z. B. erhielt Geigle, Malojarosslawetz I., Mark, und Malojarosslawetz II., Abraham Wingert, alle drei alte würtembergische Stundenbrüder. Diese Männr, wenn auch mit schwachen Schulkenntnissen ausgerüstet, waren entschieden gläubig, fest im Wortes Gottes, von musterhaftem Lebenswandel, und arbeiteten Jahre lang unermüdlich mit großem Segen in ihren Gemeinden, hatten aber auch manchen Strauß mit ihrem Pastor Wg. zu streiten.

5. Verirrungen der Gemeinden.

       In dieser Zeit bot der Teufel Alles auf dem Reiche Gottes in Bessarabien einen schmutzigen Klecks nach dem andern anzuhängen. Viele der Brüder, namentliche Vorsteher und Leiter verfielen in geistlichen Hochmuth, Schwärmerei und Sünden, ausgenommen wo gläubige Schullehrer standen, denen ihre Gemeinden mit warmer Liebe zugethan waren. Zuerst verbreitete sich durche etliche ledige alte Weibspersonen in Sarata die Abhaltung stiller Stunden. Alles sollte verborgen und im stillen Umgang mit Gott geschehen; Alles durch den heiligen Geist gethan werden. Die Leute kamen still zusammen, lagen Stunden lang auf den Knien und dem Angesichte, und man hörte nichts als von Zeit zu Zeit die mächtige Stimme des Vorstehers, z. B. des Hl. im I. Fere-Champenoise, welcher rief: „dringet ein! dringet ein! Ringet! ringet! Kämpfet bis aufs Blut! - Ich habe euch den ganzen Rathschluß Gottes verkündigt; ich will mein Leben in dieser Stunde für meine Lehre lassen, wenn es gefordert wird u. s. w.“

       Die Versammelten fingen an stärker und stärker, schneller und schneller mit gewaltigen Zügen Athem zu ziehen, bis ein Athemzug den andern jagte, und ein völliges Schaauben entstand, welches Kämpfen genannt wurde; der Schweiß floß das Angesicht herab; man seufzte, stöhnte; es erfolgten Krämpfe und Gliederverdrehungen; endlich ging man still und anscheinend fröhlich nach Hause. Auf die Bibel wie überhaupt auf alle Bücher zeigte man mit dem Finger und nannte sie das Babel, von dem man ausgehen müsse; Kinder wurden angehalten nicht mehr aus einem Buche, sondern in der Stille ihres Herzens zu lernen; Bethäuser nannte man Gaukelhäuser und Baalskirchen, die der Teufel erdacht habe; den Gottesdienst darin Gaukelwerk, Stroh und Spreu; den Gesang Geplärr u. s. w.