Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/226

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Nachdem sie dorten leider
Zu frühe von uns schied,
So dampften gleich wir weiter
Zum Onkel nach Neuwied;
Von da gen Bendorf kamen
Zum Bruder Louis wir,
Und in Grenzhausen[1] nahmen
Wir unser Nachtquartier.
In Mogendorf zwar schonte
Ich nicht des Vetters Wein,
Doch dem in Rengsdorf konnte
Man gar nicht böse sein.
Von Coblenz aus bestiegen
Wir Ehrenbreitenstein,
Und sahen dort sich schmiegen
Die Mosel an den Rhein.
Wer diese Festungswerke
Besiehet, hält fürwahr
Sie wegen ihrer Stärke
Für ganz uneinnehmbar.
Von da begaben weiter
Wir uns nur allzubald,
Und machten Abends heiter
In Nassau wieder Halt.
Ein Onkel und zwei Tanten
Empfingen uns mit Freud',
Und kürzten den Verwandten
Recht angenehm die Zeit.
Am andern Morgen fuhren
Nach Ems sie uns in's Bad,
Wo Mancher manche Kuren
Schon überstanden hat.
Die Urlaubstage währten
Nicht lang und waren aus,
Als über Limburg kehrten
Wir wiederum nach Haus.
Wir machten nicht gleich Prahlern
Uns auf der Reise dick,
Doch kam von hundert Thalern
Nicht Einer mit zurück.
Als nun nach zwanzig Tagen
Hermann die Mutter sah,
Und nichts nach ihr zu fragen
Schien, ging's ihr gar zu nah'.
Zuerst erkannt' er wieder
In Karl den alten Freund;
Doch hat er dann auch bieder
Mit der Mama geweint.
Und als mir nun zum Kaffee
Rief Lina etwas jach,
Rief gleich der kleine Affe
Ihr „Spamer! Spamer!“ nach.
Er hatte rein vergessen
Nunmehr der Mutter Brust,
Doch dafür hatt' zum Essen
Er desto größ're Lust.
Er schlug die beste Klinge,
Griff tapfer an und frisch,
Daß er den Sieg erringe
An unser'm Mittagstisch'.
Und wenn ich sprach: „Nun hätt' ich
„Gedacht, Du ließest's sein!“
Sprach er: „Ich bin nie fetig!“
Und hieb von Neuem ein.
Ich darf wohl nicht erst schreiben,
Was doch ein Jeder sieht,
Daß er bei solchem Treiben
Auch sichtbarlich gerieth.
Als Karl begann zu wandern
In's nächste Pädagog,
Mußt' Hermann einen andern
Gespielen haben noch;
Drum kaum fünf Tag verflossen,
Seit Karl nach Wetzlar ging,
Als einen Spielgenossen
Hermann für ihn empfing.
Am zweimal zwölften Tage
Aprils in vierzig eins
Gar lieblich vor ihm lage
Das Bild des Schwesterleins

  1. GenWiki-Red.: Der Ort heißt heute Höhr-Grenzhausen im Westerwaldkreis.