Brieg - Stadt und Landkreis (1964)/Behörden und Vereine, Berühmte Brieger

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Die Behörden

Finanzamt

In dem ehemaligen Garnisonlazarett auf der Bismarkstraße wurde nach dem 1. Weltkrieg das Finanzamt errichtet Zu seinem Zuständigkeitsbereich gehörten die Stadt Brieg und die Gemeinden des Landkreises Brieg. Nachdem der Vorsteher, Oberregierungsrat Dr. BECHER-BERKE, im Jahre 1941 vom Finanzamt Brieg abberufen wurde, übernahm die Leitung des Finanzamtes Oberregierungsrat Dr. KUPKA vom Finanzamt Görlitz.

Das Katasteramt

Als der 2. Weltkrieg ausbrach, wurden die meisten Beamten und Angestellten zum Wehrdienst eingezogen. Ende 1944 waren nur noch 2 ältere Angestellte im Amt. Letzter Leiter war Regierungsvermessungsrat MÜLLER. Die Reichsbodenschätzung und das Wertkataster konnte infolge des Krieges nicht mehr durchgeführt werden. Das Verwaltungsgebäude befand sich auf dem Odertorplatz.

Wasserbauamt

Beim Wasserbauamt Brieg wurden in den letzten Jahren vor dem Kriege sehr viele Bauvorhaben durchgeführt, so das Kraftwerk Koppen, die Überlaufpolder in Stoberau und Peisterwitz, außerdem größere Stromregulierungsarbeiten an der Oder zwischen Neiße-Mündung und Ohlau. Auch das gesamte Stauwerkgebiet von Ottmachau unterlag der Verwaltung des Wasserbauamtes. Letzter Leiter war Oberregierungsbaurat LIEBSCH.

Landgericht, Amtsgericht, Staatsanwaltschaft

Der Bezirk des Landgerichts Brieg erstreckte sich auf die Stadt Brieg und die Landkreise Brieg und Ohlau, sowie Teile der Kreise Falkenberg, Grottkau, Reichenbach i.E. und Strehlen. Die Zahl der Gerichtseingesessenen betrug mit den Amtsgerichten Brieg, Ohlau, Löwen, und Wansen etwa 200.000. Diese sechs Amtsgerichte waren zugleich Anerbengerichte, das Amtsgericht Brieg zugleich Erbgesundheitsgericht für den gesamten Landgerichtsbezirk. Außerdem besaß Brieg noch ein Schöffengericht, ein Arbeitsgericht und zwei Entschuldungsämter für den gesamten Landgerichtsbezirk. Eines davon umfaßte die Amtsgerichtsbezirke Brieg, Grottkau, Löwen, Strehlen und Wansen und eines den Amtsgerichtsbezirk Ohlau.

Nachdem Landgerichtspräsident BEWERSDORFF im September 1944 verstarb, wurde Amtsgerichtsdirektor KRETSCHMER vom Amtsgericht Breslau zum kommisarischen Landgerichtspräsidenten bestellt. Beim Amtsgericht waren Amtsgerichtsdirektor RAUHUT als aufsichtführender Richter und Amtsgerichtsdirektor GOLLMER bis zur Vertreibung tätig. Leitender Beamter der Staatsanwaltschaft war Oberstaatsanwalt BRINSCHWITZ.

Nach der Stillegung des Amtsgerichts Löwen am 31. Juli 1943 wurden vom 1. August 1943 ab die Geschäfte vom Amtsgericht Brieg wahrgenommen. Am 22.1.1945, mittags ein Uhr, schlossen die Brieger Gerichtsbehörden ihren Betrieb, nachdem sämtliche Geheim- und Personalakten in der Zentralheizung verbrannt worden waren. Die Grundbücher und Erbhöferollen konnten nicht mehr ausgelagert werden, weil ein Lastkraftwagen hierfür nicht mehr zur Verfügung stand. Das gleiche gilt auch für die beim Gericht hinterlegten Testamente, Urkunden, Wertpapiere usw.

Sonstige Behörden

Aus der Vielzahl der sonstigen Behörden, die ihren Sitz in Brieg hatten, seien noch folgende erwähnt:

Landratsamt - Heeresstandortverwaltung - Arbeitsamt - Strafanstalt und Gerichtsgefängnis - Gewerbeaufsichtsamt - Zollamt - Eichamt - Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt

Vereine (außer Sportvereine)

Gemeinnützige Vereine

Kreisfeuerwehrverband des Stadtkreises Brieg Vaterländischer Frauenverein vom Roten Kreuz für den Landkreis Brieg Vaterländischer Frauenverein vom Roten Kreuz für den Stadtkreis Brieg Verein für Gesundheitspflege und Naturheilkunde e.V. Hilfsschul-Fürsorgeverein Ritter- und Bürger-Mittel e.V. Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz für den Stadt- und Landkreis Brieg Verein zur Fürsorge entlassener Strafgefangener Reichsverband der Gehörlosen Deutschlands e.V. Tierschutzverein für Brieg und Umgebung

Wirtschaftliche Vereine

Verein schaffender Frauen Gemeinschaft kath. Frauen und Mädchen Bezirksstelle der kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands Beamtenwohnungsverein Brieg G.m.b.H. Bienenzüchterverein "Dzierzon" e.V. Brieg Gewerbeverein Handwerkerverein Brieg und Umgebung Haus- und Grundbesitzerverein Kaufmännischer Verein e.V. Kleintierzüchterverein Brieg und Umgebung Verein für Geflügel- und Brieftaubenzucht "Brega" Brieftaubenzüchterverein "Heimatliebe", Brieg Brieger Siedlerverein e.V. Brieger Kreisverein für Obst- und Gartenbau Brieger Philologenverein Reichsverband deutscher Ruhestandsbeamten und Hinterbliebenen Reichsverband Deutscher Tonkünstler und Musiklehrer, Ortsgruppe Brieg Gem. Wohnungsbau- Genossenschaft e.G.m.b.H. Brieg in Liqu Verein Brieger Zigarrenhändler im Verb. Deutscher Zigarrenladeninhaber, Hamburg Reichstreubund ehem. Berufssoldaten e.V. Kameradschaftsbund Deutscher Polizei-Beamter, Ortsgruppe Brieg Reichsbund der Kinderreichen, Ortsgruppe Brieg Bund Deutscher Juristen Müller-Innung Verein der Fleischbeschauer Verein Reisender Kaufleute im DHB Hebammen-Verein für Stadt und Land Mieterverein Brieg e.V. Werkmeister-Verein Bankverein Brieg E.G.m.b.H. Viehhändler-Verband Brieg und Umgebung Kantoren- und Organisten-Verein Biochemischer Verein Obstpächter-Verein Stadt- und Landkreis Brieg Volkswohlbund, Allgem. Bestattungs- und Versicherungsverein Schlesischer Bestattungsverein, Sitz Brieg Konsum- und Sparverein "Einigkeit" Kriegsopferversorgung e.V. Brieg Reichsverband der Feinkosthändler (Rekosei) Rabatt-Sparverein Verein Neugebauersche Schrebergärten 1905 Stadtgruppe Brieg der Kleingärtner e.V. Kleingartenverein Baggerteich I und II Kleingartenverein Flugplatz I Kleingartenverein Flugplatz II Kleingartenverein Pampitzer Straße Kleingartenverein Pulverweg Kleingartenverein Brieg Ost Kleingartenverein "Tivoli" Kleingartenverein Schüsselndorfer Straße Kleingartenverein Schwarzer Ritter Kleingartenverein Ziegeleistraße

Konfessionelle Vereine

Evangelisches Männerwerk Evangelische Frauengruppe "Wort und Werk" Evangelische Bahnhofsmission Evangelischer Bund Evangelischer Arbeiterinnenverein Evangelische Frauenmission Evangelischer Herbergsverein Evangelischer Kreis-Taubstummenfürsorge Evangelisches Volks-Sekretariat für die Kreise Brieg, Ohlau und Strehlen Evangelische Gemeinschaft Ohlauer Straße 1 Verband der evangelischen Jugend, Kreis Brieg Gustav-Adolf-Verein Zweigstelle des Gustav-Adolf-Vereins Ostasien-Mission Christliche Gemeinschaft "Philadelphia" Geldstraße 14 Deutsche Kolpingfamilie Katholischer Arbeiterverein Katholische Bahnhofsmission Katholischer Mütterverein Katholischer Jugendverein Caritasverband, Ortsgruppe Brieg Marianische Kongregation Verein katholischer Kaufleute Verein junger katholischer Kaufleute St. Agnes-Verein St. Agnes-Jugendverein Burkhardtbund Kirchliche Frauenhilfe Kirchlicher Wohlfahrtsdienst der Stadtgemeinde Brieg

Militärvereine

Kreis-Kriegsverband Brieg Deutscher Offiziersbund DOB Kriegsverein 1872 Landwehrverein gegr. 1875 Militärverein Brieg 1887 Gardeverein Kavallerieverein Brieg und Umgegend Verein ehemaliger Jäger und Schützen Marine- und Schutztruppenverein Verein ehemaliger 11er Verein ehemaliger Winterfeldter Infanterie-Regiment 23 Verein ehemaliger Artilleristen Brieg und Umgegend Kameradenverein ehemaliger 51er Vereinigung ehemaliger 62er Kameradenverein ehemaliger 156er Brieg und Umgegend Kameradenverein ehemaliger 157er Brieg und Umgegend Kameradschaftliche Vereinigung ehemaliger 10er Verein ehemaliger Pioniere und Verkehrstruppen "Der Stahlhelm" Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten

Musik- und Gesangvereine

Brieger Singakademie Männergesangvereine im Kreis VI Gau IV des Schlesischen Sängerbundes Bürgerlicher Männergesangverein Männer-Gesangverein Männer-Gesangverein "Jung" Deutscher Männer-Gesangverein 1913 Volkschor 1. Mandolinenverein "Vineta" Mandolinen- und Gitarrenverein "Heimatklänge"

Vereine für Volksbildung

Volkshochschule Allgemeiner Deutscher Sprachverein Philomathie Deutsche Bühne e.V. Reichsverband der Deutschen Stenografenschaft

Vaterländische Verbände

Technische Nothilfe, Ortsgruppe Brieg Reichsluftschutz-Bund Ortsgruppe Brieg Flieger Ortsgruppe Brieg des D.L.B. Bund Deutscher Osten

Akademische Verbindungen und Geselligkeitsvereine

Akademische Verbindungen "Ripuaria" Vereinigung alter Waffenstudenten Schlaraffia (Alta ripa) Glatzer Gebirgsverein Eisenbahnverein

Berühmte Brieger

Kanonikus Peter BITSCHEN, gestorben 1389. Domherr an der neugegründeten Hedwigskirche, Verfasser des Chronicon Principtum Poloniae.

Peter FREYTAG aus Brieg. Firdungsschreiber in Breslau, fertigte 1451 für den Brieger Ratsherren Anton HORNIG die Abschrift der Hedwigslegende mit 60 Federzeichnungen.

Bartholomäus STEIN, geboren 1476 in Brieg, gestorben 1522. Verfasser der "Beschreibung von Schlesien und Breslau 1512". Bartholomäus STEIN ist der Mann, der das erste geographische Kolleg an einer deutschen Universität gelesen hat.

Friedrich VON LOGAU, (1604-1655) stammt aus altem schlesischen Adelsgeschlecht. Er ist auf dem Stammgut der Familie BROCKUT bei Nimptsch geboren. Als er kaum laufen konnte, starb sein Vater. Vom Gymnasium zu Brieg weg wurde er Page der Herzogin Dorothea Sibylla. Nach dem Studium der Rechte lebte er von 1644 an am Brieger Hof bis 1653. Nach der Erbteilung zog er mit Herzog Ludwig IV. nach Liegnitz. LOGAU war als "der Verkleinernde" Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (seit 1648). Er verfasste zahlreiche sittlich-vaterländische und satirisch-kulturkritische wie religiöse Sinngedichte von großem kulturgeschichtlichen und dichterischen Wert.

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Johannes HEERMANN, (1585-1647), der "schlesische Hiob", stammt aus einer Kürschnerfamilie in Daudten bei Wohlau. Er empfing seine Ausbildung in Fraustadt (1602), Breslau und Brieg. Hier wurde er als Schüler des von Rektor SCHICKFUSS geleiteten Gymnasiums am 18.10.1608 im herzoglichen Schloß zum poeta laureatus gekrönt. Die Auszeichnung Kaiser Rudolfs II. galt einem erst 23-jährigen Schüler. HEERMANN wandte sich bereits in seiner Brieger Zeit von der gelehrt-lateinischen religiösen Dichtung ab und fand mit zunehmendem Alter, geläutert durch die leidvollen Jahre der Verfolgung während des 30jährigen Krieges und den Aufgaben, die dem von Jugend an kranken Mann als Pfarrer in Köben gestellt wurden, zum Kirchen- und Erbauungslied, das seine Nähe zur schlesischen Mystik nicht verleugnet.

Wenzel SCHERFFER von SCHERFFENSTEIN, geboren 1598,(99) zu Leobschütz, seit 1630 Organist an der Schloßkirche zu Brieg, gestorben 1674. Schlesicher Dichter, Übersetzer des Dedekindschen Sittenbuches "Grobianus". Hauptwerk: "Geist- und weltliche Gedichte", Brieg 1656, welches Werk ihm die kaiserliche Dichterkrone verschaffte.

Jacob SCHICKFUSS, schlesischer Geschichtsschreiber, von 1604 bis 1613. Rektor des Brieger Gymnasiums.

Johann Theodor von TSCHECH, lebte von 1595 bis 1639. Herzoglicher Rat in Brieg. Bekannter schlesischer Theosoph, Berater der Piastenherzöge.

Dr. Ernst Gottlieb GLAWNIG, Königlich Preußischer Hofrat, Kreis- und Stadtphysikus, Arzt am Arbeits- und Irrenhaus und Ratsmitglied. "Ein eifriger Förderer alles Guten und Schönen". Geboren am 5. Juli 1749, gestorben am 19.8.1808. 1777 zum Arzt am Arbeitszuchthaus ernannt, war er einer der ersten deutschen Ärzte, die für eine humane Behandlung und regelmäßige ärztliche Versorgung der Geisteskranken und ihrer Zusammenfassung in Landheimen eintraten. Von 1795 bis 1803 hielt er regelmäßig medizinische Vorlesungen mit anatomischen Demonstrationen für "die hiesigen Ortes studierenden künftigen Ärzte und Wundärzte". 1788 regte er die Gründung von Zunftkrankenanstalten für Gesellen an. 1791 wurde das später in eine Krankenkasse umgewandelte "Bürgerliche Zunftkrankeninstitut" gegründet und diesem 1811 nach GLAWNIGS Tode das von diesem schwer erkämpfte Krankeninstitut für weibliche Dienstboten angegliedert. 1790 begründete er mit dem "Briegischen Wochenblatt" die erste regelmäßig erscheinende Zeitung. Aus deren Einnahmen erwuchs 1792 seine Stiftung der ersten Brieger Mädchenschule. Als Vorstandsmitglied der "Briegischen Sterbe- und Trauergesellschaft" und als Ratsmitglied segensreiches Wirken für das städtische Gemeinwohl. Die Stadt ehrte ihn 1825 durch Setzen eines Denksteines (alter evangelischer Friedhof, Südeingang der Trinitatiskirche) und 1912 durch Bennung einer Straße.

Dr. Immanuel Johann Gerhard SCHELLERY, von 1771 bis 1803 Rektor des Brieger Gymnasiums, geboren 22.3.1735 in Ihlow (Sachsen), gestorben 5.7.1803 in Brieg. Denkstein mit einem aufgeschlagenem Buch an der Südwestecke der Trinitatiskirche. Verfasser zahlreicher lateinischer Schriften, einer ausführlichen und einer kurzgefaßten lateinischen Sprachlehre, einer zweibändigen Umarbeitung der "fundamenta stili cultioris" von Heineccius und vor allem lateinischer Lexika, die heute noch geschätzt sind. Unter seinem Rektorat erfolgten die vom Kriegs- und Domänenrat als director Gymnasii durchgeführten Reformen. Ehrung durch Benennung einer Straße.

Carl Othfried MÜLLER, geboren 1798 in Brieg, gestorben 1840 in Kolonos bei Athen, Begründer der klassischen Archäologie, berühmt durch seine Ausgrabungen. Professor in Göttingen.

Heinrich von MÜHLER, geboren 4.11.1813 in Brieg, 1862 Kultusminister, bekannt als Dichter; "Grad aus dem Wirtshaus komm ich heraus". Gestorben 1884.

Heinrich MÜTZEL, Maler und Lithograph, geboren 1797 in Brieg. Bruder des Brieger Stadtkämmerers Ludwig Ferdinand MÜTZEL. Besuchte die Handwerkerzeichenschule in Breslau 1822-1828. Schüler, Freund und Privatsekretär des Gründers dieser Schule, des Hofrats Carl BACH; zeichnete in dessen Auftrage Breslauer Architekturen, die als BACH-MÜTZELsche Sammlung im Breslauer Altertumsmuseum aufbewahrt, hohen künstlerischen und historischen Wert haben. MÜTZEL arbeitete später an der Akademie Berlin und ist 1868 in Gnadenfeld gestorben.

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Ernst Friedrich ZWIRNER, Dombaumeister, geboren 1802 in Brieg, besuchte bis 1819 das Brieger Gymnasium, wurde Baumeister und vollendete den Kölner Dom.

Julius PEPPEL, von 1895 bis 1910 Erster Bürgermeister, geboren am 9.5.1851 in Danzig. 1877 Bürgermeister in Stallupönen, 1882 Zweiter Bürgermeister in Liegnitz, 1895 Erster Bürgermeister von Brieg. Ihm verdankt die Stadt eine überraschend schnelle Aufwärtsentwicklung und die Grundlagen für ihr weiteres Gedeihen. Ihre Einwohnerzahl stieg in 15 Jahren von 21.304 auf 29.035. 1896 bis 1905 Ankauf und Eingemeindung großer Gebietsteile von Briegischdorf (Seidelgut, Grundstück des 1906 erbauten Lehrerseminars, spätere Aufbauschule) und Rathau (Witschelgut), Gebiet der neuen Kasernen und des dazwischen liegenden Geländes bis zur Riedelstraße). 1896 bis 1897 Bau der neuen Kasernen. 1897 Vergrößerung der Garnison (Infanterie Regiment 156 und 157). 1899 bis 1902 Kanalisation, von 1902 ab Neupflasterung der Straßen und Plätze. 1900 Errichtung des Denkmals Kaiser Wilhelm I. 1906 Grundwasserversorgung von Giersdorf her. 1906 bis 1907 Bau des Elektrizitätswerkes. April 1907, Brieg wird kreisfreie Stadt. 1906 bis 1908 Erwerb größerer Gebietsteile von Hermsdorf. 1908 Anlage des Stadtwäldchens, das die dankbare Stadt später ihm zu Ehren Julius PEPPEL-Park benannte, und wo sie ihm kurz nach dem Tode ein Denkmal errichten ließ.

Paul HIELSCHER, Musikdirektor, Professor, Kantor und Organist an der Nikolaikirche, geboren am 5.2.1864 in Breslau, Studium in Berlin. 1894 Kantor in Brieg. 1907 Bundesliedermeister beim schlesischen Sängerfest. 1909 bis 1910 Herausgabe des neuen schlesischen Choralbuches (gemeinsam mit mit LUBRICH und DERKS). 1913 Preisrichter beim Kaiser-Wettsingen in Frankfurt am Main. 1922 Fachberater für Musik im Auftrag des Kultusministers. Dirigent der Brieger Singakademie und des Männergesangvereins JUNG. Erster Vorsitzender des Schlesischen Sängerbundes. Hervorragender Musikpädagoge, der den Ruf Briegs als Musikstadt festigte und großen Einfluß auf das Musikleben der Provinz ausübte.

Hermann WEISSTEIN, Geheimer Baurat, geboren 20.11.1854 in Berlin, gestorben 16.6.1924 in Brieg. Baustudium in Berlin, München, Wien; Bauführer bei der Garnisonsverwaltung Karlsruhe. Baumeister in Lyk, Stralsund (Eisenbahnbetriebsamt), Düsseldorf (Bahnhof), Köln, Münster in Westfalen (Physikalisches Institut), Bauinspektor in Ortelsburg und seit 1906 in Brieg. 1908 Gründung des ersten schlesischen Dorfmuseums (Katzbachschlachtmuseum in Dohnau an der Katzbach). 1909 Wiederherstellung der Hedwigskirche und Ausstellung der Piastensärge. 1910 Gründung des Städtischen Museums, dessen Erweiterer und Leiter er bis zu seinem Tode war. 1914 bis 1917 Wiederaufbau staaatlicher Domänen in den Bezirken Allenstein und Gumbinnen. Zum Geheimrat ernannt, mit dem roten Adlerorden ausgezeichnet. Bekannter Privatsammler (Ofenplatten und Türen, bedruckte Erinnerungstücher) Stadtverordneter, Mitglied der städtischen Baudeputation, künstlerischer Berater der Baupolizeibehörde, Leiter des Wohnungsamtes, Mitbegründer und Kassenführer der Volkshochschule, Mitglied des Repräsentantenkollegiums der Synagogengemeinde.

Dr. Max FRIEDLAENDER, Geheimer Regierungsrat, bedeutender Volksliedforscher seiner Zeit, geboren am 12.10.1852, seit 1903 Professor in Berlin. Neuausgabe der Lieder Schuberts, Schumanns und Mendelsohns und der schottischen Lieder Beethovens. Quellenwerk: Das deutsche Lied im 18. Jahrhundert.

Oskar Karl MOLL, Akademiedirektor, geboren am 21. Juli 1875 in Brieg, studiert in München und Berlin, seit 1907 in Paris, besonders unter Matisse. 1919 wurde er als Professor an die Breslauer Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe berufen, seit 1925 daselbst Direktor.

Ewald Gerhard SEELIGER, Lehrer und Schriftsteller, geboren am 11.10.1878 in Rathau bei Brieg. Erfolgreichstes Werk ist der Roman "Peter Voß, der Millionendieb". Er wurde in 360.000 Exemplaren gedruckt und zweimal verfilmt. Der Romman läßt den Leser mit seinem Helden Peter Voß durch die Straßen und Promenaden bis in den Landkreis hinein nach Stoberau wandern.

Dr. Eberhard RICHTSTEIG, (1892-1962) wurde in Polkwitz, Kreis Glogau, geboren. Am König-Wilhelm-Gymnasium in Breslau bestand er zu Ostern 1913 das Abitur und studierte an der Breslauer Universität klassische Philologie, Archäologie und Theologie. Die Phil. Fakultät promovierte ihn 1918 zum Dr. phil. Nach der Staatsprüfung unterrichtete er an verschiedenen schlesischen Gymnasien, bis er im Jahre 1927 feste Anstellung in Brieg am Gymnasium fand. Hier war er Studienrat und zuletzt als stellvertretender Schulleiter bis zur Ausweisung tätig. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1957 wirkte RICHTSTEIG an einigen westfälischen Schule, zuletzt am Mädchengymnasium in Hagen-Haspe. RICHTSTEIG genoß einen besonderen Ruf als Herausgeber und Übersetzer antiker Schriftsteller (Linaios, Chorikios, Herodot) und ausgezeichneter Kenner der Brieger Lokalgeschichte). Hiervon zeugen insbesondere die schon teilweise veröffentlichte Geschichte des "Brieger Gymnasiums" und die Neubearbeitung der SCHÖNBORNschen "Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg".

Max DRISCHNER, Kirchenmusikdirektor, geboren am 31.1.1891 in Prieborn, Kreis Strehlen; Gymnasium Strehlen bis Obersekunda, dann Pädagogium in Züllichau; Abitur 1910; 7 Semester Theologie wider Willen in Leipzig und Breslau bis 1914, zuletzt nebenbei Musik (Orgel, Klavier, Theorie bei H. LILGE); dann ganz Musik. Anfang 1914 erster Musikstudent mit Cembalo als Hauptfach in Deutschland; Schüler der ausgezeichneten polnisch/französischen Cembalistin Wanda LANDOWSKA an der Hochschule für Musik in Berlin. Schüler von Professor A. EGIDI (Berlin) und Professor O. BECKER (Potsdam, Garnisonskirche). Februar 1915 zum Militärdienst eingezogen, Frühjahr 1916 entlassen. Obwohl dienstunfähig, als freiwilliger Krankenträger von 1916-1918 auf der Krankensammelstelle Montmedy vor Verdun. Nach Kriegsende sehr krank heimgekehrt, 4 Jahre Rekonvaleszenz mit intensivem Privatstudium vieler Denkmäler alter deutscher und ausländischer Musikmeister ausgefüllt. Ende 1922 Schüler von Professor HIELSCHER; während seiner Krankheit oft im Kirchendienst ausgeholfen. Nach dessen Tode (18.2.1924) kommisarischer Nachfolger. Im Juni 1924 von der Stadt als Nachfolger berufen. Auf Betreiben von DRISCHNER 1926-1928 Wiederherstellung der großen Orgel von St. Nikolai unter Oberleitung des Dichters Hans Henny JAHNN (Hamburg), Orgelbauer C. KEMPER & Co (Lübeck) und H. HEHRE (Brieg). Erste große Barokorgel in Deutschland, die im alten Sinne wiederhergestellt wurde. Schaffung eines Chores der für die Jugendbewegung arbeitete und die Kirchenmusik von der liturgischen Seite her ausführte. Wegen des einmalig schönen STEINGRAEBNER-Cembalos, besonders aber der Orgel und des Chores wegen dauernder Gäste; auch viele Tagungen: 1. Schlesische Jugendmusikwoche (9.-11.9.1928), 50. Jahresversammlung des Schlesischen evangelischen Kirchengesangvereins (8. und 9.10.1928), Reichstagung des Kirchengesangvereins für Deutschland (28.-30.9.1929) u.a. Seit 1908 entscheidend beeinflußt durch Albert SCHWEITZER. Enge Freundschaft mit ihm bis heute. Als Komponist von Orgel- und Gesangmusik anerkannt und in Standartwerken des In- und Auslands erwähnt; besondere Beziehungen zu Norwegen. In Anerkennung seiner Verdienste um die Pflege und Förderung der Kirchenmusik im September 1942 vom Präsidenten des evangelischen Oberkirchenrates in Berlin mit dem Titel "Kirchenmusikdirektor" ausgezeichnet; November 1946 aus der Heimat vertrieben. Erfurt (Augustinerkirche), Herrenberg/Württ. Seit 1955 Goslar, 1956 Kulturpreisträger der Stadt Goslar.

Kurt MASUR, Ehrendirigent des Leipziger Gewandhausorchesters, geboren am 18. Juli 1927 in Brieg Nachdem er zunächst eine Lehre als Elektriker absolviert hatte, zog es ihn im Alter von 15 Jahren an die Landesmusikschule von Breslau. 1946 begann Masur in Leipzig Klavier, Komposition und Dirigieren zu studieren, bereits zwei Jahre später,1948, beendete er sein Studium. Der weitere Lebensweg des berühmten Dirigenten der u.a. das Gewandhausorchesters Leipzig, die New Yorker Philharmoniker und das Londoner Sinfonieorchester dirigierte ist unter http://www.mdr.de/geschichte/archiv/personen/masur.htm zu finden.


Diese Seite enthält Text des Buches »Brieg - Stadt und Landkreis«, herausgegeben von der Stadt Goslar zum 10. Treffen der Brieger in Goslar im September 1964. Abgeschrieben von Hermann Hosp aus D-54516 Wittlich in Rheinland-Pfalz. Überarbeitet und umgesetzt in HTML-Code durch Dr.-Ing. Frank Knorr aus D-03185 Teichland, OT Maust in Brandenburg.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Stadt Goslar vom 8. Mai 2001.
Früher war dieser Text auf der alten Regionalseite www.genealogy.net/reg/SCI/Brieg/st-kr/stbrieg4.html zu finden.