Amt Dülmen (historisch)

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Hierarchie: Regional > Historisches Territorium > Muenster-port-wap.jpg - Portal:Fürstbistum Münster > Fürstbistum Münster > Amt Dülmen (historisch)

Übersichtskarte des Amtes Dülmen aus dem "Theatrum orbis terrarum, sive, Atlas novus" von Willem Janszoon und Joan Blaeu, erstellt 1645/1662.

Einleitung

Besitzer

Verpfändung

Im Oktober 1457 erfolgte die Zustimmung des Domkapitels zu Münster zur weiteren (seit 1451) Verpfändung der Ämter Stromberg und Dülmen und des Hofes zu Haltern an den Herzog von Kleve.

Politische Einteilung

Kirchspiele und ihre Bauerschaften

Der Amtsbezirk deckte sich fast mit dem Bezirk des Gogerichts an der Greinkuhle (Dülmen). Zum historischen Amt Dülmen gehörten bis 1803:

1. Kirchspiel Buldern (Dülmen) mit den Bauerschaften Beifang, Dorf, Hagenau, Hiddingsel

2. Kirchspiel Dülmen (Stadtrecht 1311), mit den Bauerschaften Börnste (Dülmen), Daldrup (Dülmen), Dernekamp (Dülmen), Empte (Dülmen), Mitwick (Dülmen), Rödder (Dülmen), Weddern (Dülmen), Welte (Dülmen) und der Freiheit Merfeld

3. Kirchspiel Haltern mit der Stadt (Wigboldsrecht 1289) und den Bauerschaften Holtwick (Haltern) (und den Unterbauerschaften Berghaltern, Bergbossendorf, Lünzum), Lavesum (Haltern), Overath (Haltern), Sythen (Haltern)

4. Unterkirchspiel Hullern (Haltern)

Bis zur Aufhebung des Fürstbistums Münster (1803) spielten der Beifang Buldern und die Herrlichkeit Merfeld eine Sonderrolle da hier den Besitzern der freiadeligen Häuser Sonderrechte zukamen.

Am 24.03.1803 beschloß der Reichsdeputationshauptschluß die Auflösung des Fürstbistums Münster. Damit endete die landesherrliche Hoheit des Fürstbischofs von Münster. Die Herzöge von Croy und von Arenberg erhielten das bisherige Amt Dülmen. Hier begann die Übergangszeit der politischen Neuorganisation.

Ritterregister 1554

Registrum Militarium (=Ritter) det Stifts Mönster angetekent anno Dui 1554 den 9. Novembtis.
Ingesetten vam Adell im Ampte Dulmen:

Verkehrswege 1769

die Verkehrswege im Fürstbistum Münster wurden noch im 18. Jhdt. benutzt von:

Landstraßen 1769

  • Eine Landstraße kommt von Münster und Appelhülsen, gehet durch Buldern, Stadt Dülmen, große Teichs-Mühle, Bauerschaft Sythen und Haltern nach Dorsten, auch von Haltern über Wulfen nach Wesel.
  • Gehet eine Landstraße von der Stadt Dülmen, bey Haus Dülmen vorbey durch Großen Reken nach Borken; item zur Linken durch Luvesum und Wulfen nach Wesel.
  • Kommt eine Landstraße von Olffen, paßieret Füchteln, die Bauerschaften Dernekamp und Mitwick, Stadt Dülmen. Bauerschaften Börnste und Weld nach Coesfelde.
  • Noch gehet eine Landstraße von Olffen durch Hullern, Hagensdorff nach Haltern, und vereinigt sich daselbst mit den Wegen nach Dorsten und Wesel.
  • Noch gehet ein Nebenweg von Münster durch Senden und die Bauerschaften Hiddingsel, Dernekamp und Rödder nach Dülmen.

Straßenbrücken 1769

  • Landstraße von Münster- Haltern
    • passiret eine steinerne Brücke über den Mühlenbach bei Buldern
    • dergleichen über kleine Bäche an beyden Extremitäten der Bauerschaft Hagenau
    • Eine steinerne Brücke bey der Großen Teichs-Mühle
      • Nota: Noch sind über obgemeldte Mühlenbach 2 Brücken; eine bey der Cartaus und die andere bey dem adel. Hause Buldern
  • Landstraße von Dülmen-Haus Dülmen-Borken
    • paßiret zwey hölzerne Brücken bey Haus Dülmen
  • Landstraße von Olffen-Haltern
    • paßiret die Stieverbach über eine Brücke bey Hagenshof.
  • Nebenweg von Münster Senden-Dülmen
    • paßiret die hölzerne Brücke über die Mühlenbach zu Hiddingsel
  • Nota: Am Zollhause (Haltern) ist ein Fährschiff auf der Lippe.

Lagerbuch Amt Dülmen 1769

Lagerbuch des Fürstbistums Münster 1769, Hausstatistik nach Hofgrößen

  • Anmerkung zur Tabelle:
    • 1) = Freye Häuser
    • 2) = Schatzbare Häuser
    • 3) = Summe der Häuser
    • 4) = Darinnen befinden sich
    • 5) = Monatliche Schatzung

Summe Wiederholung des Amtes Dülmen:

Städte u.
Kirchspiele
1)
Klöster,
Adel
1)
geistl.,
priv.
2)
Vollerben
2)
½ Erben
2)
¼ Erben
2)
Kötter
2)
Brinksitzer
3)
Effektiv
3)
Reducirt in
Vollerben
4)
Vorspann-
pferde,
Stück
4)
Stallung
f. Pferde
Stück
5)
Rtlr
5)
fl.
5)
Pf.
Kirchspiel
Buldern
2 2 14 29 . 2 77 126 37 9/16 103 448 193 15 8
Dorf und
Bauerschaft
Hiddingsel
. . 7 4 . . 60 71 12 ¾ 26 116 58 7 .
Stadt
Dülmen
3 25 31 49 . 86 214 408 107 5/8 39 568 139 3 1
Kirchspiel
Dülmen
12 2 34 102 2 67 190 409 119 3/4 656 986 442 14 9
Stadt
Haltern
. 3 21 44 . 43 129 240 59 7/16 24 320 76 25 .
Kirchspiel
Haltern
1 . 3 32 . 12 113 161 28 9/16 200 320 100 21 10
Dorf und
Bauerschaft
Hullern
. 1 2 4 1 2 35 45 7 11/16 23 72 21 23 .
Summe
Amt
Dülmen
18 33 112 264 3 212 818 1.460 373 7/8 1.062 3.230 1.032 26 4

Bei der Schatzung 1769 zählt 1 Reichstaler 28 Schillinge und 1 Schilling 12 Pfennig.

Amtsverwaltung

Wohl erst nach der Errichtung der Landesburg Haus Dülmen wurde das Amt Dülmen gegründet und erst danach wiederum mit Haltern zum neuen Amt Dülmen vereint und erst 1305 wurden Buldern und Hiddingsel dem Amt einverleibt.

Repräsentant des Amtes Dülmen war der adelige Amtmann oder Droste, dessen Amtssitz das Haus Dülmen war. Hier hatten die Burgmänner noch im 14. Jahrhundert Präsentspflicht. Verwaltungsleiter war der meist bürgerliche Rentmeister des Amtes Dülmen.

Die Landesburg Haus Dülmen war zu Beginn zwischen 1115 – 1117 von Bischof Burchard (1118) als erste einer Anzahl von Landesburgen erbaut worden, die das bischöfliche Territorium schützen sollten. Sie wurde 1231 mit einer Kapelle ausgestattet.

Der erste Burggraf nahm den Namen „von Dülmen“ an. Nach dem Zerfall der Burg blieb in Hausdülmen das Amtshaus des fürstl. Amtes Dülmen als Sitz des Amtmanns oder Drosten.

Das Verwaltungszentrum des Amtes Dülmen hatte war seit dem 14. Jahrhundert auf der Burg Hausdülmen und umfaßte die Städte Dülmen und Haltern, sowie die Kirchspiele Buldern (Dülmen) und Hullern (Haltern).

Als erstem Kirchspiel im Amt Dülmen verlieh 1289 Bischof Everhard von Münster dem Dorf Haltern die eingeschränkte Stadtrechte eines Wikboldes und das Recht, sich zu befestigen.

Die Verleihung der Stadtrechte an Dülmen dürfte aber unmittelbar aus einem Streit der Grafen von der Mark mit den münsterischen Fürstbischöfen zu erklären sein. Nachdem nämlich Bischof Eberhard 1300 eine Zerstörung Dülmens verhindert hatte, plante dessen Nachfolger Otto III. 1304, das Dorf zu einer Stadt zu erheben. Doch erst Ludwig II. verwirklichte 1311 dessen Absicht, damit wurden die Einwohner der neuen Stadt vom Hof- und Gerichtsverband des Haupthofes gelöst und freie Leute.

Buldern, Rorup und Merfeld verdanken ihre Anfänge festen Häusern adeliger Familien. In Buldern und Rorup besorgten diese Familien den Bau einer Kirche. 1466 wurde auf der Burg in Merfeld eine Antonius-Kapelle geweiht. Als eine Gründung des münsterischen Domkapitels entstand nach 1240 die Kirche in Hiddingsel. Ihr Gebiet wurde von Buldern abgezweigt.

Der Ritter Bernhard Bitter dictus Stennhues machte seine Burg Ostendorf in Lippramsdorf 1316 dem Bischof von Münster zum Offenhaus und wurde unter anderem dafür mit dem Amt des Drosten in Haltern und Dülmen belehnt.

1323 geriet die Stadt für kurze Zeit in die Gewalt des Grafen Engelbert von der Mark, konnte jedoch bald wieder vom Ritter Bernhard Bitter zu Ostendorf befreit werden. Haltern gehörte zur Go-Grafschaft Dülmen.

Rasch wechselnde Landesherrschaften waren die Folge von Napoleons Aufstieg und Sturz. Bei der Zerschlagung des Fürstbistums Münster wurde 1803 das Amt Dülmen eine Reichsgrafschaft unter den Herzögen von Croy. Diese verloren 1806 ihre Souveränität an das Herzogtum Arenberg, behielten aber den Grundbesitz. 1811 kam Dülmen unmittelbar unter die Herrschaft Napoleons. 1816 wurde es dem von Preußen neugebildeten Kreis Coesfeld innerhalb der Provinz Westfalen einverleibt.

Hochstift Münsterische Beamte

und Gerichte auf dem Lande

Drosten

  • 1280 (ca.) Engelbert Bitter dictus Steenhuys, Amtmann des Amte Dülmen u. a.
  • 1316 erhielt Bernhard Bitter zu Ostendorf unter anderem erneut die Belehnung mit dem Drostenamt zu Haltern, Dülmen und an anderen Orten, wie es bereits vorher der Fall gewesen war. 1322 ist Ritter Bernhard gen. Bitter auch als Drost des Amtes Werne nachgewiesen.
  • 1348 Marquart van Etelingen, Droste zu Dülmen
  • <1370 Johann Werence - Amtmann zu Dülmen und Vogt von Haltern
  • 1407 Dyderich van Hammern, Amtmann zu Dülmen
  • 1435 Caspar Torck, Amtmann zu Dülmen
  • 1449 Dyderich van Hamern, Amtmann zu Dülmen
  • 1488 Heinrich von Langen, Amtmann zu Dülmen
  • 1492 Johann von Asbeck gen. Bastard (urk. 1488-1521), Amtmann in Dülmen, war ab 1488 Amtmann in Lüdinghausen, ist ab 1495 wieder Amtmann in Lüdinghausen.
  • 1534 / 1535 Konrad Ketteler zu Sythen
  • 1574 / 1575 Konrad Ketteler zu Sythen
  • Um 1590 Goswin von Raisfeld zu Emte, Droste des Amtes Dülmen und Godesta von Billerbecke, Eheleute.
  • 1622/23 Wilhelm von Ketteler zu Sythen
  • 1640 Adolf Frhr. von Raesfeld zu Ostendorf, Drost des Amtes Dülmen
  • 09.01.1647 Jungherr zu Ostendorpff, designirter Drost
  • 1648 Adolf Frhr. von Raesfeld zu Ostendorf, Drost des Amtes Dülmen
  • 1701 Joh. Adolf v. Raesfeld Hr. zu Ostendorf, Hamm, Emte, Coppel, Baeck und Unstein
  • 1717 Christoph Heinr. v. Raesfeld zu Ostendorf, Drost zu Dülmen
  • 1776 S.T. Clemens August Freyherr von Korff genannt Schmising zu Tatenhausen, Amtsdroste
  • 1776 S.T. Carl Frid. von Droste zu Senden adjunct.
  • 1802 S.T. Clemens August Frhr. von Korff gt. Schmising zu Tatenhausen, Amtsdroste
  • 1802 S.T. Carl Frid. von Droste zu Senden adjunct.

Standesvertreter auf dem Amtstag

  • 26. Junii 1647 Haus Buldern: Junker Hermann von Diepenbrock zu Buldern
  • 26. Junii 1647 Haus Visbeck: Junker Reiner von Raesfeld zu Visbeck
  • 26. Junii 1647 Stadt Dülmen Bürgermeistern Berndt Havestatt
    • 26. Junii 1647 Stadtsekretär zu Dülmen Herding
  • 26. Junii 1647 Stadt Haltern Johann Schröder
    • 26. Junii 1647 Stadtsekretär zu Haltern Schierle

Rentmeister

  • 1598 Georg von Asbeck, Rentmeister des Amtes Dülmen.
  • 26.06.1647 Henrich Höning
  • 1678 Ferd. Ising, Rtmstr. des Amtes Dülmen
  • 1776 /1802 Clemens August Mersmann, Amtsrenthmeister
  • 1776 /1802 Henrich Anton van Coeverden – Canonicus der Collegiatskirche St. Victor in Düllmen und Vicarius der Kathedralkirche, substituirter Amtsrenthmeister (1776)

Rentei

Die Amtsrentmeister verwalteten die zu ihrer Rentei gehörden Höfe für die Fürstbischöflich Münstersche Hofkammer.

Richter

  • 1434 Johan Mulcken, Richter des Bischofs von Münster in Dülmen.
  • 1440 Ghert, Richter des Bischofs Heinrich von Moers zu Münster in Haltern.
  • 1463 Anspruch des Gografen von Dülmen Johann Gruyter, auf das seinem Vater 1428 verpfändete Gogericht in der Greinen Kuhle zu Dülmen.

Richthöfe in Haltern und Dülmen

Beyfang Buldern

  • Herr J.E. Boichorst, J.U.D. Richter (1776)
  • Benedict Edmund Aulike, Gerichtsschreiber (1776)

Dülmen

Haltern

Jäger und Förster des Fürstbistums

  • Berndt Embtinck amtsjager (Namensliste zur Vereidigung 22.08. 1707)
    • (Quelle: NW Staatsarchiv Münster, FSTM-Ms, A67 Hofkammer XVI Nr.3)
  • N. Empting, Amtsjäger (1776)

Führer

  • 04.07.1659 Amtsführer (Rudolf?) Sutan (Haltern)

Verzeichnüß deren fürstlichen Jägeren so in partem salarii im Amt Dülmen Führerschaften bekleiden:

  • (um 1790) Amtsjäger Franz Embtinck Führer zu Halteren
    • Quelle: NW Staatsarchiv Münster, FSTM-Ms, Kab. Reg Bd. 4 Nr. 190

Amtsvogt

Den landesherrlichen Vögten ist im Fürstbistum Münster in ihren Vogteien nicht nur die Erhebung der Schatzung, sondern auch die Polizei unterstellt.

Wohlfahrtspflege

Ärzte

  • 1767 Amtsmedikus N.N. Riittermann Doct. Medizinǽ
  • 1781 Verleihung der Chirurgenstelle des Amtes Dülmen an den Artilleriechirurgen Krauthausen
  • 1796 Amtsmedikus Joseph Rittermann
  • 1796 / 1813 Medizinal- und Amtschirurgus Peter Krauthausen, Geburtshelfer
  • Dülmen 15.02.1806 Meldung des Dr. med. Franz Wilh. Wesener zu Haltern über seine erfolgte Prüfung vor den Mitgliedern des münsterschen Mezinalkollegiums Attest der Medizinalräte v. Forkenbeck, J.R. Giese, Gernh. Lüders. 15.03.1806 Lizenz.
    • Dülmen 1823 Arzt Franz Wilh. Wesener, 1823 Dülmen: Kreisphysikus Kreis Coesfeld Dr. Wesener
  • Dülmen 1813 Wundarzt Joseph Heusing
  • Haltern 1806 / 1813 Henr. Lomann, Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer
  • Haltern 1806 Herm. Kemper, 74 Jahre alt, Chirurg, 1813 Wundarzt Joan Henr. Kemper

Apotheken

Bis zur Mitte des 19. Jahrhundert wurden Arzneimittel, nicht zuletzt wegen der mangelhaften Versorgungslage und Preisgestaltung, nicht nur von Apothekern, sondern auch von Materialisten und Spezereiwarenkrämern verkauft. Angeboten wurden dabei nicht nur Simplizien als unvermischte und einfache natürliche Mittel, sondern auch freie Kompositionen mineralischen, pflanzlichen und tierischen Ursprungs. Bestehende Monopole der Apotheker waren in der Praxis aus unterschiedlichen Gründen nicht immer durchsetzbar.

  • Dülmen 1702/1743 Marktaporheke Nagelschmidt, 1813 Joan Nagelschmidt
    • Dülmen 1727 Klage beim Fürstbischof in Münster, dass in Dülmen auch von Nichtapothekern Medikamente verkauft würden. Kurfürst Clemens August erteilte der Wwe. Nagelschmidt durch Dekret vom 2. Mai 1727 das Privileg, „alleinig binnen Dülmen eine Apotheke halten zu dürfen“.
    • Dülmen 1806 Hs.Nr. 65 Joannes Nagelschmidt, Eigentümer, losledig, 46 Jahre alt, Apotheker. Joseph Heuerling (Heising?), Eigentümer, losledig, 44 Jahre alt, Apotheker.
  • Merfeld 05.07.1805 Winkelapotheke des gewesenen preussischen Soldaten Pingholt
  • Haltern 05.07.1805 Winkelapotheke des Kaplans Büttner

Hebammen

  • Dülmen 23.10.1805 Zeugnis des Dr. Krauthausen für die Geburtshelferin Ehefrau Dieckmann, Patent für die Hebamme

Historische Gerichtsbezirke

Die ursprünglichen Verwaltungsstrukturen des historischen Reichsgebietes bildeten vor der Einrichtung der Amtsbezirke die Bannereien und Gerichtsbezirke, so auch im Westmünsterland.

Marken- und Holzgerichte

Die Laufzeiten der erhaltenen Protokolle beginnen im ausgehenden Mittelalter und reichen bis zur Auflösung der lokalen Marken im 19. Jahrhundert. Durch Streuung der Kopien in den Archiven beteiligter Erbexen sind die Vorgänge über die Jahrhunderte hinweg eigentlich recht gut rekonstruierbar und bilden damit eine interessante Quelle für die Heimat und Familienforschung, welche inhaltlich und zeitlich weit über die Kirchenbücher hinausragt. Ihr Reiz erhöht sich durch die Möglichkeit der Vernetzung mit anderen Quellen.

Freigerichtsbarkeit

Freigrafschaft Merfeld

Die Freigrafschaften Heiden und Merfeld waren als münstersche Unterlehen, die als Dienstlehen dem Schenkenamt anklebten, an die Ravensberger gekommen, von wo aus sie im Erbweg an Kleve gingen (RAR). Die Freigrafschaft Merfeld umfaßte die Herrschaft Merfeld ohne Dülmen und das Kirchspiel mit Umgebung von Coesfeld, einschließlich Holtwick und Darfeld.

1341 und 1350 werden mehrer Verkäufe vor dem Merfeldischen Freigericht in „platea regia prope curtim dictam Hinrihinhof“(am Königswege nahe beim Schulzenhof gt. Hinderkinck zu Dülmen) abgeschlossen.

Da die Familie von Merfeld in zahlreiche Auseinandersetzungen verwickelt war, wurde ihnen das Bargeld knapp. Aus diesem Grund versetzten sie 1391 die Freistühle zu Darfeld, Holtwick und Varlar und 1423 den zu Flamschen.

So stand schließlich vor 1530 auf der Börnster Heide nur noch ein durch das Freigericht kaum genutzter Galgen, welcher vom Gogericht und, nach Genehmigung durch den Landesherrn, auch durch das Freigericht genutzt werden konnte. Das Freigericht hatte den oberen und das Gogericht den unteren Querbalken zu nutzen.

Freigrafschaft Haltern

Lippramsdorf, Haltern und der nach Haltern gehörende Oberhof Bossendorf waren nicht in die Freigerichtsbarkeit Merfeld oder Heiden einbezogen, ein Freistuhl befand sich aber in der Bauerschaft Kusenhorst im Kspl. Lippramsdorf und, im Flurnamen nachzuweisen, ein weiterer im Linnert bei Sythen.

Darüber hinaus spricht auch Tibus von einem „iudicium in Halteren“ welches in verschiedenen Urkunden aus dem Jahre 1285 erwähnt wird. Er führt wörtlich an: „Dieses Gericht ist verschieden sowohl von der Stadt- als vom Gogericht, worüber es bei Hobeling heißt: Was die Gerichtsbarkeit des Amts Dülmen ahnlangt haben beide Städte Dülmen und Halteren ihre besonderen fürstlichen Richter, deren Jurisdiktion sich aber weiter nicht, als innerhalb der Stätten Mauren erstreckt, darneben ist ein Gograf, der sich intitulirt Gograf an der Greinkaulen, dessen Gerichtszwang über die untergehörige Dorff- und Bauerschaften gehet.

Es kann also angenommen werden, daß vor 1300 eine eigenständige Freigerichtsbarkeit um Haltern bestand, welche sich zumindest von Lippramsdorf, über Haltern bis über Hullern hinaus erstreckte. Ein Zusammenhang mit der ererbten Vogtei des Grafen von Dale über Haltern kann angenommen werden. Erste Vögte von Haltern werden durch die Dülmener Burgmannsfamilie Werenze gestellt, einer früheren Dynastenfamilie.

Gogerichtsbarkeit

Im Amte Dülmen waren folgende Gerichte:

  • a. fürstliche:
    • 1. Gogericht Dülmen, oder zur Greinenkuhle,
    • 2. Stadtgericht Dülmen,
    • 3. Stadtgericht Haltern.
  • b. Private:
    • 4. Gericht Merfeld,
    • 5. Gericht Bifangs Buldern.

Das Gogericht Dülmen umfaßte zunächst den Bezirk um Haltern und Dülmen und bestand noch nicht sehr lange, als 1305 die Kirchspiele Buldern und Hiddingsel dazu kamen. Später wurde das Gogericht in die Bereiche Dülmen und Haltern aufgeteilt und die Richthöfe wurden einzeln verlehnt. Allerdings wurden 1663 die Richthöfe in Haltern und Dülmen durch den Landesherrn dem Amt des Erbkämmerers zugeschlagen, welches erblich an seine Familie (von Galen) ging.

1571 erhielt der Landesherr die Mitteilung:
Im Amt Dülmen ist ein Gogericht, welches meinem gn. Fürsten und Herrn von Münster zuständig ist, daran man bürgerlich und peinlich zu klagen pflegt. Die Gerichtsstatt des Gogerichts ist und wird gehalten nächst Dülmen vor der Lünker Porten (Lüdinghauser Tor). Der Gorichter und der Richtschreiber sind binnen Stadt Dülmen gesessen.

Dem Gogericht sind „gehorigh“ und „dinkpflichtigh“ die Kirchspiele „Buthen = Dulmen und Haltern“, Buldern und beide Bauerschaften Hullern und Hiddingsel. Der Gograf oder Richter kann lesen und schreiben und ist in allen vorfallenden Gerichtssachen erfahren. Er ist ehelich geboren und freier Eigentümer, ein Dülmener Bürger und seines Handels und Wandels „unverkompt“ (ehrenhaft). Die Bürgermeister oder Ratschöffen aus Dülmen werden gemeinlich zu Beisitzern gefordert.

Der Gerichtsgalgen von Dülmen stand zunächst in der Feldmark Dülmen (Flur 9 Nr. 65), wurde aber schon vor 1530 zur Börnster Heide verlegt.

Gografen

  • Dezember 1426: Johann Wernsse (Werenze), Gograf in der Grenkulen vor Dülmen
  • 1468 Johann Gruter, Gograf zu Dülmen in der Greenkuhle
  • 1652 Vincent von Beesten, Gograf des Amtes Dülmen u. Richter des Bfs. von Münster
  • 26.07.1678 Bernhardt Nielandt, Gograf des Amtes Dülmen, Richter zu Haltern und der Herrschaft Ostendorf.

Freiheit Merfeld

Die Freiheit Merfeld bildete mit dem Haus Meerfeld einen eigenständigen Rechtsbezirk.

Freiheit Buldern

Die Freiheit Buldern bildete mit dem Haus Buldern einen eigenständigen Rechtsbezirk.

Hofgerichtsbarkeit

Bereits 1217 wird das Hofgericht Dülmen erwähnt. Über die Eigenbehörigen des dem Landesherrn eigenen Haupthofes zu Haltern übte der Meier oder Schulte des Haupthofes die Hofgerichtsbarkeit aus. Er war zugleich Holz- und Markenrichter der zugehörigen Marken. Wie in Dülmen wohnte er zunächst im „Richthof“, welcher sich auf dem Gelände der alten Marienschule befand.

Gerichtsarchive im Amt Dülmen

  • Staatsarchiv Münster (STAM), Bestanmd Fürstbistum Münster, Gerichte, darin: Gogericht Dülmen (Greinenkuhle), Stadtgericht Dülmen.

Provinzialrecht

Maße und Gewichte

Dülmener Maß

Halterner Maß

Kirchliche Einteilung

Archidiakonat des Vizedomus

Zum Archidiakonat des Vizedomus im Hochstift Münster gehörte um 1660 nur der südliche Teil des Amtes Dülmen mit Haltern und Hullern, darüber hinaus gehörten zum Archidiakonat Ascheberg, Bork, Bösensell, Darup, Everswinkel, Handorf, Hervest, Holsterhausen, Lembeck, Lippramsdorf, Nordkirchen, Ostbevern, Rhade, Rorup, Stromberg, Südkirchen, Telgte, Westbevern, Wulfen und ferner in Holland Eibergen und Geistern.

Archidiakonat des Domdechanten

Datenerfassung von Kirchenbüchern

Vermeidung von Doppelarbeit bei der Erfassung von Daten aus Kirchenbüchern und kirchlichen Akten, so wie zur Schonung der Bestände, werden die von Verkartern oder Verkartergruppen bearbeiteten Bestände des alten Amtes Dülmen, heute im Kreis Coesfeld, erfaßt

Geschichte

Besitzwechsel

  • 1802 (Säkularisation) nimmt der Reichsfürst Herzoge von Croy den größten Teil des vormals hochstift-münsterschen Amtes Dülmen als Entschädigung für linksrheinische Gebietsverluste in Besitz als nunmehrige Grafschaft Dülmen. Absplisse fielen an Preußen (Teil des Lüdinghauser Kreises). In der Rheinbundakte von 1806 wurde die Grafschaft Croy-Dülmen bereits wieder aufgehoben und der ehem. Amtsbezirk Dülmen dem Herzogtum Arenberg angegliedert, um schließlich 1810/11 zwischen Kaiserreich Frankreich und Großherzogtum Berg aufgeteilt zu werden. Stabile Verwaltungsverhältnisse begannen erst 1814/15 mit der endgültigen Machtübernahme Preußens (Regierungsbezirk Münster / Kreis Coesfeld).

Archiv

  • Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (bis 2008 Staatsarchiv Münster), Fürstbistum Münster, Amt Dülmen (Findbuch A 83 IV) [1]
  • Dülmen, Croy`sches Archiv, Bestand Fürstbischöflich münsterisches Amt Dülmen: Der Bestand umfaßt die Akten aus der münsterischen Hofkammer sowie die Registratur des münsterischen Rentmeisters des Amtes Dülmen, die dem Herzog von Croy 1803 beim Antritt der Regierung in dem ihm als Entschädigungsland zugewiesenen Rest des Amtes Dülmen übergeben wurden. Die Akten der Hofkammer und des Amtsrentmeisters sind in weiten Teilen identisch, was zu größeren Kassationen geführt hat. (ca. 390 Akten (15.-19. Jhdt.); ca. 60 Karten (18.-19. Jhdt.)Darin Beamte; Jurisdiktion, Kriminal-, Fiskal- und Polizeisachen; Zoll- und Akzisewesen; Post; Jagd und Fischerei; Kirchen- und Schulsachen; Kammergüter; Mühlen; Markensachen; Hof- und Eigenhörige; Pachtgüter; Lehnswesen; Forst, Jagd, Fischerei; Grundzinsen; Amtshaus Dülmen; Lagerbücher; Rechnungen. Findbuch; vgl. Inventare nichtstaatlicher Archive (INA) I, 3 S. 232-242.
  • Archivdepot Cappenberg, Archiv Ruhr, Akten A Varia, darin Amt Dülmen.

Steuerlisten/Schatzungen

Amt Dülmen (insgesamt):

  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 487 Nr. 4.
    • Darin: Viehescattinghe des Amptes Dulmen (1534), mit Zahl des Viehs nach Arten und des Gesindes.
  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 15.
    • Darin: Persohnschatzungs-Registra, 1660, mit Zahl der Personen, ohne Stadt Haltern.
  • Staatsarchiv Münster,Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 16.
    • Darin: Personenschatzung Amts Dülmen 1664, ohne Buldern und Stadt Haltern.
  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 16.
    • Darin: Hausstättenschatzung der Kirchspiele des Amts Dülmen 1665.
  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 16.
    • Darin: Personenschatzungs-Register des Amts Dülmen. 1665 April 10., mit Zahl der Personen.
  • Staatsarchiv Münster,Fstm. Münster, Landesarchiv 214 ad Nr. 17.
    • Darin: Vihe-Registra Ambts Dullman 1669, mit Zahl des Viehs nach Arten
  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 17.
    • Darin: Amts Dullmann Registra dernn Persohnschatzung 1669, mit Zahl und z. T. Namen der Hausgenossen.
  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 18.
    • Darin: Register der Personschatzung und gedrucktes Viehregister de 1670, mit Zahl der Hausgenossen, z. T. mit Namen und Beruf.
  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 19.
    • Darin: Personenschatzung des Amtes Dülmen 1672, mit Zahl der Familienangehörigen usw., z. T. mit Beruf.
  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 21.
    • Darin: Personenschatzungsregister des Amts Dülmen de anno 1674, mit Zahl der Familienangehörigen z. T. mit Beruf.
  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 21.
    • Darin: Häuser-Registra Ambts Dülmen 1674, mit Grundherren.
  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 21.
    • Darin: Vieheschatzungsregistra Ambts Dülmen 1674, mit Zahl des Viehs nach Arten.
  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 22.
    • Darin: Register der Hausstätte-Schatzung doppelten Anschlags de 1677, mit Zustand der Stätte und Berufen.
  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 23.
    • Darin: Hausstättenschatzung 1679.
  • Staatsarchiv Münster, Fstm. Münster, Landesarchiv 214 Nr. 24.
    • Darin: Schatzungs- und Hausregister des Amts Dülmen de 1680, mit Qualität der Stätten
  • Croy`sches Archiv Dülmen, Bestand Dülmener Landesarchiv B IV
    • Darin: Erhebung der Feuerstättensteuer im Land Dülmen 1805

Weiterführende Internetlinks


Historisches Amt.png Historisches Amt im Fürstbistum Münster

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