Adlig Prökuls

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Disambiguation notice Prökuls ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Prökuls (Begriffsklärung).
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Hierarchie

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Das Gutshaus von Adlig Prökuls



Einleitung

Das ehemalige Gutshaus von Adlig Prökuls 2011 (Foto von Ewald Rugullis)
Das Doktorhaus vom Gut Prökuls 1959

Adlig Prökuls, Kreis Memel, Ostpreußen


Allgemeine Information

  • Gut, 21 km südöstlich von Memel, gegründet um 1664, am Ortsrand von Prökuls[2]


Politische Einteilung

1785 war Adlig Prökuls Königliches Amts-Vorwerk, 1616 Gutsbezirk.[3]
1939 ist Adlig Prökuls ein Gut in der Gemeinde Prökuls.


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Adlig Prökuls gehörte zum Kirchspiel Prökuls.


Bewohner


Geschichte

Preckol auf der Prussiae Karte (1629)
© AdM Archiv

Entstanden ist dies Gut aus dem Landkämmererhof, der schon 1664 erwähnt wird und zu dem umfangreiches Dienstland gehörte. Bei Aufhebung der Landkämmererstellen 1723 wurden Hof und Dienstland zum neu eingerichteten Amt genommen, dessen erster Generalpächter der letzte Landkämmerer Friedrich Werner wurde. Auch wurde das Land von Augstage-Schönepelke zum Amtslande mit hinzugenommen. Werner verkaufte 1725 den 1511 dem Georg Kuschel durch Comthur Michel von Schwaben verliehenen kölmischen Krug nebst Fähre zur Minge oder auf der Minge, der nach ihm Gerge Kuschellen, aber auch Molinnen genannt wurde, nebst 12 Morgen Land für 100 Thaler dem Amte, da der Besitz dicht am Vorwerk Prökuls belegen war. Der Krug wurde abgebrochen, das Land zum Vorwerk geschlagen, die Krugwirthschaft im alten Diensthause fortgesetzt.

Nach Werner wird Rautenberg als Amtmann genannt, dann Arnoldt. Am 1.Juli 1764 übernahm Franz Jakob Possern die Generalpacht; nach seinem Tode 15.April 1796 folgte ihm darin sein Sohn Friedrich Ludwig Possern, welcher seit Oktober 1790 in Königsberg die Landwirtschaft studiert hatte. Er erhielt den Titel Oberamtmann und erwarb beim Aufhören der Generalpachten durch am 9.August 1804 geschlossenen und 1805 vom König bestätigten Erbpachtscontract die Erbpachtsgerechtigkeit über die Amtsvorwerke Prökuls mit Stryck, Bratzischken und Plikurren, im Ganzen 82 Hufen 24 Mo. 15 Ru. magdeburgisch, nebst Getränkeverlag und Krügen. Bis April 1817 führte er daneben auch die Polizeigeschäfte des Intendaturamts Prökuls. Possern galt als reicher Mann, denn außer Prökuls besaß er noch andern ansehnlichen Grundbesitz, so das Erbfreigut Aschpurwen, wozu er 1795 noch 3 Hufen 14 Mo. magdeb. Waldland im Revier Kogsten (Scheppot Simoneit, Kr. Heydekrug) erwarb, Stragna (vom Vater geerbt), 4 Hufen 4 Mo. magdeb. Heideland bei Zeiken Dautzel seit September 1803, Augstage Schönpelke. Aber in Folge der für die Landwirtschaft sehr ungünstigen Zeiten kam er mit der Zahlung des jährlichen Kanons, sowie auch mit seinen Verpflichtungen gegen verschiedene Privatpersonen in so ansehnliche Reste, daß die Erbpachtsgerechtigkeit subhastiert werden musste und 1821 einem der Gläubiger, Commercienrath Mac Lean in Danzig, zugeschlagen wurde. Dieser übergab das Gut dem Kammergerichtsreferendar Richard Mac Lean, geb. zu Elbing (der Stammvater der Familie war um die Mitte des 18. Jahrhunderts aus Schottland in Memel eingewandert). Richard Mac Lean war daneben von Ende 1833 bis 1. Januar 1836 Bürgermeister von Memel und wurde dann Bank-Commissarius der in Memel neu errichteten Lombard- und Disconto-Anstalt. Im Jahre 1838 wurde Eduard Freiherr von Braun Besitzer von Prökuls; 1850 wurde das Gut im erbschaftlichen Liquidationsprozeß zur Subhastation gestellt. Hermann Sperber, Sohn des Rittergutsbesitzers Sperber auf Adlig Gerskullen, Kr. Ragnit, erwarb Prökuls im nächsten Jahr. Er erwirkte die Erhebung des Guts zum landtagsfähigen Rittergut mit adliger Qualität im März 1866, wobei zur Bedingung gemacht wurde, dass vom Gute nichts abverkauft werden darf. Er hinterließ es bei seinem Tode 4.Oktober 1867 seinem Sohn Curt Sperber.[4]

1845 kauft Heinrich Wilhelm Hermann SPERBER das Gut Neuhoff Kaukehmen. Er ist 1821 als Sohn des Landrats von Ragnit, Gottfried Benjamin Sperber, geboren. 1849 verkauft er Neuhoff und erwirbt 1851 das Gut Adlig Prökuls im Memelland. Auf der Prökulser Heide wird Bernstein gefunden. Er richtet dort eine lohnende Bernsteingräberei ein. Am 4. Oktober 1867 stirbt er an Herzschlag. Er war in erster Ehe mit Emma Morgen verheiratet, die 1862 starb und ihm die zwei Söhne Max und Curt Sperber hinterließ. In zweiter Ehe heiratete er Lida Dressler. Die Tochter zweiter Ehe, Jenny Sperber verehelichte Kopp, wurde zu einer bekannten Autorin und Chronistin der Güter des nördlichen Ostpreußen.[5]

Prökol auf der Carte des terres devant le Curis H [affe] [de] cote du Memmel, ca. 1670, 1:55 000, Sign. N 11999/50/>© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz


Jenny Kopp, geb. Sperber aus Prökuls,[1] beschreibt in ihrem Buch "Chronik des ostpreußischen Grundbesitzes" die Geschichte des Gutes so:

Mutmaßlich ist der Name Prökuls, den zwei Güter und ein Dorf (das köllmische Gut ist 1910 aufgeteilt) führen, litauischen Ursprungs und bedeutet „prie Kullyi“, d.i. „in der Nachbarschaft der Fischereien“ –nämlich des kurischen Haffes. Die Frage, im Laufe welchen Jahrhunderts und auf welche Weise die Ländereien des Domänenamtes Prökuls zu einem Gutskomplex, wie er 1713 urkundlich nachweisbar ist, vereint wurden, begegnet unlösbaren Schwierigkeiten, da sich im Königl. Staatsarchiv keine diesbezüglichen Schriftstücke finden lassen und alle anderen Nachforschungen versagt haben. Wir begegnen wohl dem Ortsnamen schon zu Beginn des 17.Jahrhunderts, z.B. 1609 gelegentlich der polnischen Feldzüge in Livland, als ein französischer Söldnerhauptmann mit 100 Reitern und dreimal soviel Gesindel Einfälle in Litauen machte, Dorf Prökuls plündert und Bauern als Gefangene fortschleppt, aber von einem Gut resp. einer Domäne geben erst über ein Jahrhundert später die erhaltenen Amtsabrechnungen Kunde.

1713 war ein Herr von Grube auf Prökuls und Heydekrug. 1727 ist Amtmann Werner Pächter des Domänenamtes Prökuls. Im Jahre 1755 brennt die Windmühle des Amtes ab. Von 1755 bis 1756 entrichtet der Generalpächter Friedrich Arnoldt einen Pachtgroschen von 9751 Taler und von 1756 in sechsjähriger Pachtperiode 10589 Taler jährlich.

Am 1.Juli 1764 übernahm Franz Jacob Possern die Generalpacht und stellte 2200 Taler Kaution, die auf Schlepicken –soll wohl heißen „Schelecken“ bei Labiau, eingetragen waren. Einer königlichen Verordnung gemäß lieferte er 1767 an Sperlingsköpfen 8578 Stück ab, übersandte dem Forstmeister von Krosigk in Memel 12 Birkhühner, verkaufte im selben Jahr Wolfsbälge für 7 Taler, und hatte die Jagden von Prökuls, Drawöhnen, Pangessen und Schernen für in Summa 3 Taler gepachtet. Auffällig gering sind die in den Rechnungsbelegen notierten Holzeinnahmen, nämlich das ganze Jahr für verkauftes Holz 15 Taler, für gestohlenes und nach Wiedererlangung veräußertes Holz 37 Taler!

Amtmann Possern war im Besitz der Güter Feilenhof und Krakerort, welch letzteres ihm seine Gemahlin, die Tochter des Amtsrats Kuwert aus Ruß, zugebracht hatte. Während seiner Pachtzeit sind sämtliche Gebäude des Domänenhofes neu gebaut worden: so 1769 Viehställe, Scheunen, Mastochsenstall, 1777 zwei Scheunen und Leutehäuser, 1778 das Amtshaus, welches heute noch als herrschaftliches Wohnhaus dient.

Nachdem Franz Jacob Possern 32 Jahre Generalpächter auf Prökuls gewesen, starb er mit Hinterlassung von zwei Söhnen und zwei Töchtern. Seine Gemahlin vermählte sich wieder und heiratete den Geheimrat Simpson aus Danzig. Das Geschlecht der Possern stammte aus Kursachsen, war von Adel und führte einen roten, abgerissenen Löwenkopf mit goldener Krone in silbernem Felde. Auf dem ältesten Monument in Possern, errichtet für Conrad von Possern 1309, ist der Löwenkopf golden, mit ausgestreckter Zunge. Ob die Linie dieser Familie, die sich in Ostpreußen ansiedelte (s. Ballgarden), schon früher den Adel abgelegt oder erst bei den Domänenpachtungen, da Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. keine adligen Pächter dulden wollte, vermag ich nicht beizubringen. Der Leichenstein an der Kirche in Prökuls enthält die Inschrift: „Unter diesem Leichenstein ruhen die entseelten Gebeine des weiland Herrn Franz Jacob Possern, Oberamtmann und Generalpächter von Prökuls. Geboren zu Labiau den 3.November 1729. Die Generalpacht des Domänenamtes übernommen den 1.Juli 1764. Gestorben den 15.April 1796.“-

Sein Sohn Ludwig Possern setzte die Pacht zum jährlichen Zins von 13856 Taler fort. Er hielt einen Bestand von 60 Kühen und 30 Stück Jungvieh, säte 143 Scheffel Roggen, 74 Gerste, 69 Hafer aus, und gewann 236 Fuder Heu in Prökuls. Das Gut Ellnischken gehörte ihm eigentümlich. Ludwig Possern geriet in den schweren Leiden der Kriegsjahre von 1807 – 14 in eine mißliche Finanzlage. Bekanntlich hatte die Verwüstung und Verarmung Ostpreußens einen Grad erreicht, der alle anderen Provinzen weit überstieg. Schwer traf es auch die Einsassen, daß alle Vergütigungen der russischen Krone für die von ihrer Armee 1806 -07 verursachten Beschädigungen, vom Staate den rfechtmäßigen Eigentümern nicht ausgezahlt, ihnen erst viel später mit den sogenannten Russenbons ausgehändigt wurden.

Am 4.August 1804, nach Aufhebung des Domänenbezirks, übernahm Oberamtmann Ludwig Possern die Vorwerke Prökuls, Bratzischken, Plikurren und Stryk zu Erbpachtsrechten. Der Wert des Gutes betrug 22700 Taler. Zu den vielfachen Nebenleistungen gehörte es auch „Bei den Wolfsjagden auf zwei Meilen Entfernung die nötigen Leute zu stellen“. Mit der Auflösung der Domänenämter war deren Generalpächter, welcher zugleich staatlicher Verwaltungsbeamter seines Domänenbezirks war, dieser Stellung enthoben. Zur Ablösung des Obereigentums wurde auf die nunmehrigen Erbpachtgüter ein bedeutender mit 5 % verzinsbarer Kanon gelegt, und hatte der Ersteher außerdem noch eine gewisse „Einkaufssumme“ zu entrichten. Vergegenwärtigt man sich nun, daß fast alle alten Privilegien, darunter der Mühl-, Brenn- und Mahlzwang aufgehoben wurden, daß die verlustreichen Kriegsjahre ohnehin jeden Grundbesitzer in eine wirtschaftlich schwierige Lage versetzten, so läßt sich leichlich vorstellen, daß der weitaus größte Teil von ihnen jahrelang am Rande des pekuniären Abgrundes schwebte. Zum völligen Ruin ward vielen Gutsbesitzern das Gesetz von 1816 über die sogenannte „Bauernbefreiung“, nach welchem der Fiskus einen Teil des Bauernarbeiterlandes dem rechtmäßigen Besitzer einfach enteignete und seinem Pächter zum freien Eigentum schenkte, andererseits das Land, welches ohnehin im Besitz des Gutsherrn gewesen, diesem als „Entschädigung“ verlieh, ihn also mit seinem eigensten Eigentum „entschädigte“! Zieht man nun noch in Erwägung, wie schädigend die Mobilisierung des Arbeiterstandes, die harten Abgaben zur Tilgung der französischen Geldforderungen, die Zahlungen zur Auslösung der vom Staat eingegangenen Verpfändungen (waren doch ganze Domänenämter, z.B. Schreitlaugken, dem Nathan Rothschild in London verpfändet) auf das von Haustieren, Getreide und Menschen entblößte platte Land wirken mußte, so findet man leicht die Erklärung für die Tatsache, daß es erst die beiden dem Befreiungskriege folgenden Jahrzehnte waren, die unzählige Zwangsversteigerungen und eine erschrechend große Zahl von Gutsbesitzern an den Bettelstab brachten. Auch Ludwig Possern entging diesem traurigen Schicksal nicht; als er 1821 seine Begüterung dem Bankbeamten Mac Lean, nach anderen Nachrichten vorerst der Danziger Bank selbst, deren Schuldner er geworden, abtrat, war, wie es in einem Brief aus jener Zeit heißt: „auch hier in Prökuls alles zu Ende gewirtschaftet“.

1838 erwarb Freiherr von Braun nach dem Verkauf seines Gutes Hagelsberg Prökuls nebst Vorwerken. Jedoch schon 13 Jahre später kam das Gut zur gerichtlichen Versteigerung und ward am 10.April 1851 von Herrmann Sperber –aus dem Hause Gerskullen- für 20000 Taler erworben; mitgekauft sind Bauerngut Gropischken für 1210 und Darzeppeln für 205 Taler. Der neue Herr mußte seine ganze wirtschaftliche Kraft und Befähigung –die er in reichem Maße besaß- einsetzen, um seinen Besitz kulturell in die Höhe zu bringen; eine unverhoffte pekuniäre Hilfe ward ihm durch den reichlichen Fund von Bernstein in den nahe dem Haff gelegenen Heiden zuteil. 1856 wird berichtet, daß soviel Bernstein gefördert wurde, dass dieser in einer Auktion 2000 Taler einbrachte.

Herrmann Sperber, Sohn des Landrats Sperber auf Gerskullen, starb am 4.Oktober 1867 und ging die Begüterung auf seinen Sohn Curt Sperber über. Dieser führte im Laufe eines langjährigen Besitzes verschieden Baulichkeiten –so 1876 eine Dampfbrennerei- auf, zwei große Scheunen in Prökuls, nachdem die alten einer Feuersbrunst zum Opfer fielen, und brachte durch umfangreiche Drainagen und Aufforstung der Heideländereien, Hauptgut wie Vorwerke auf eine Stufe hoher Kultur. Gemahlin des Herrn Curt Sperber: Jenny, Tochter des Marquis von Hauteville und der Frau Käte, geb. von Sperber aus dem Hause Lenken.[6]


Verschiedenes

Fotos

Fotos von Gut Prökuls und Umgebung 2012

Diese Fotos sind von Doris Aster und Marieta Waldszus im August 2012 aufgenommen.

Karten

Prökuls auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Prökuls 1802 (Schroetterkarte Maßstab 1: 160 000)


Gut Prökuls im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Gut Prökuls und Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Gut Prökuls in den Messtischblättern 0493 Prökuls und 0494 Wilkieten (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Das Vorwerk Strieck (oder Stryck oder Strick gehörte laut Sembritzki zum Gut Prökuls) im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Zu Gut Prökuls (bei Drawöhnen) incl. Strieck im Messtischblatt 0493 Prökuls (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
  2. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  3. Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
  4. Sembritzki, Johannes, Geschichte des Kreises Memel, Memel 1918
  5. http://www.elchnied.de/html/gut_neuhoff.html
  6. Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918