"20 Jahre Hilfstransporte"

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Gruppenfoto vor der Verwaltung in Krasnosnamensk, v. l. Jelena Sasse (Haus Winsen, Krasnosnamensk), Norbert Schattauer (Kreisgemmeinschaft Schloßberg), W. P. Sydnjuk (Leiter Rayonverwaltung Krasnosnamensk), Maik Schwanemann (Samtgemeinde Land Hadeln), September 2011

Neben der Jugendbetreuung in der Kreisgemeinschaft Schloßberg ist Norbert Schattauer zuständig für die Organisation und Durchführung von Hilfstransporten. Hier sein Bericht über den letzten Hilfstransport nach Krasnosnamensk, dem früheren Haselberg / Lasdehnen.

20 Jahre Hilfstransporte

Vor zwanzig Jahren startete der erste Hilfstransport der Kreisgemeinschaft Schloßberg nach Lasdehnen. Nach ersten Kontakten im Jahre 1990 hatte die russische Kreisverwaltung in der wirtschaftlich schwierigen Situation um Hilfe gebeten und im Januar 1991 startete der erste Hilfstransport. Inzwischen sind es nicht nur über sechzig Hilfstransporte geworden, sondern es entstanden Kontakte durch viele Jugendbegegnungen, Konzerte von Musikgruppen, Veteranentreffen, private Besuche u.v.m..

Im September 2011 startete nun wieder ein Hilfstransport von Ihlienworth/Cuxhaven aus in den Kreis Schloßberg / Rayon Krasnoznamensk. Die zwei Fahrzeuge hatte der DRK-Katastrophenschutz zur Verfügung gestellt. Über Pommern ging es bis Elbing, wo eine Zwischenübernachtung eingelegt wurde. Am nächsten Tag ging es weiter zum poln.-russ. Grenzübergang nach Heiligenbeil. Nach der Erledigung vieler Formalitäten musste die ganze Ladung dort abgeladen werden. Es wurden alle Kartons gewogen, einige wurden kontrolliert und fotografiert. Anschließend konnte alles wieder aufgeladen werden. Nach vielen Stunden konnten wir dann weiter nach Tilsit fahren, wo der LKW im Zollhof abgestellt werden musste. Weit nach Mitternacht erreichten wir unser Ziel, die „Pension Winsen“ in Lasdehnen.

Die russische Verwaltung unter der Leitung von Natalja Katschalowa (Finanzabteilung) hatte zum Jubiläum ein umfangreiches Programm organisiert. Der erste Höhepunkt war der Empfang beim Verwaltungschef W. Sytnjuk. In einer kurzen Ansprache brachte er seine Freude über 20 Jahre humanitäre Hilfe zum Ausdruck und wünschte sich weitere intensive Kontakte, besonders auch im Bereich Jugendaustausch. Es wurde auch eine Fotoausstellung über die Zusammenarbeit der letzten 20 Jahre präsentiert. Dazu kamen noch Filme von Veranstaltungen, die in den neunziger Jahren stattgefunden haben. Natürlich wurden auch Gastgeschenke ausgetauscht. Anwesend waren auch hier viele Personen, die die verschiedenen Veranstaltungen in den letzten Jahren begleitet hatten. Nach diesem Empfang in der Verwaltung ging es zum Freundschaftsessen ins Hotel „Werbena“. Dort hatte man ein fürstliches Mahl für uns vorbereitet.

Am nächsten Tag stand ein Besuch von Schloßberg auf dem Programm. Wir wurden in der Schule durch Bürgermeisterin Maria Mikheytseva empfangen. Eine Geschichtslehrerin trug uns einen Abriss der Historie der Stadt vor. Bei einem Rundgang durch den Ort wurden auch die Friedhöfe des 1. und 2. Weltkriegs besucht. Das private Scherbenmuseum beeindruckte durch viele kleine Gegenstände aus deutscher Zeit. Anschließend gab es ein Mittagessen in der früheren „Friedrich-Wilhelm-Oberschule“.

Unser nächstes Ziel war die ganz neu errichtete Ziegelei in Langenfelde. Uns wurden die verschiedenen Produktionsschritte gezeigt, vom Abbau des Lehms bis zum Brennofen. Abends ging es zum Essen bei der staatlichen Busfirma in Lasdehnen. Begrüßt wurden wir vom Leiter Yuri Shushin. Als Einlage gab es beim Essen folkloristische Darbietungen von Mitgliedern der örtlichen Musikschule.

Der nächste Tag führte uns nach Königsberg und ins Samland. Beeindruckt hat uns natürlich der Dom, besonders wenn man die Bilder von vor zwanzig Jahren und die von heute vergleicht. Auch der Straßenbau in die Ostseebäder schreitet mit großen Schritten voran. Die Fahrt nach Rauschen, welches unser nächstes Ziel war, hat sich erheblich verkürzt. Bei herrlichem Wetter schauten wir uns im Ostseebad um und hatten auch Gelegenheit, die Füße ins Ostseewasser zu halten. Zum Baden war es eigentlich schon zu kalt. Einige Unentwegte Russen stürzten sich trotzdem ins kühle Nass. Das Mittagessen konnten wir draußen in einem Rauschener Lokal genießen.

Die Ritterburg in Schaaken, östlich von Cranz, wurde im 2. Weltkrieg schwer beschädigt. Ein russischer Unternehmer hat es sich aber zur Aufgabe gemacht, die Geschichte dieser Burg weiter zu präsentieren und hat Teile renoviert. Dieses haben wir uns bei einem Besuch der Burg angeschaut. In einem kleinen Museumsteil wurden uns die Folterinstrumente gezeigt. Zwei junge Leute führten uns mit Schwertern ein Ritterkampf vor. Mit Pfeil und Bogen konnten wir schießen und auf hohem Ross eine Runde auf dem Burggelände reiten. Bei einem ritterlichen Mahl gab es gebratenen Fisch mit selbstgebrautem Bier.

Der Kindergarten in Ihlienworth unterstützt seit einigen Jahren den Kindergarten in Schloßberg. Dazu wurde durch Rita Lunden, Leiterin des Kindergartens in Ihlienworth, wieder Geld gesammelt. Für dieses Geld wurden in Ebenrode/Nesterov Unterlagen für Betten und in Tilsit ein Drucker gekauft. Diese Geschenke wurden an die Leiterin des Kindergartens, Frau Mischkina, durch Rita Lunden überreicht. Durch eine Sammlung der Johanniter in Brandenburg, durchgeführt von Herrn Hartmut Besch, konnten für Schillfelde ein neuer Teppich sowie Farbe zur Renovierung des Kindergartens gekauft werden. Diese Sachen wurden ebenfalls an die Leiterin des Kindergartens überreicht.

Zum offiziellen Abschiedsessen hatte Frau Katschalowa in den kleinen Ort Trappen/Trappönen an der litauisch-russischen Grenze geladen. Bei sehr leckeren russischen und litauischen Speisen fühlten wir uns im Lokal von Frau Loretta sehr wohl. Bei ihr waren nicht nur die Speisen ein Augenschmaus. Bei lockeren Gesprächen unterhielten wir uns über die vergangene Zeit, aber auch, wie wir in Zukunft gemeinsame Projekte noch besser planen und durchführen können.

Die 270 Kartons mit Hilfsgütern sollten eigentlich in drei Tagen beim Zoll abgefertigt werden. Bei der Durchsuchung aller Kartons wurden leider einige Gegenstände gefunden, die nicht den russischen Zollvorschriften entsprechen, so z.B. Ledergürtel oder verpackte Strümpfe. Daher mussten noch Protokolle aufgenommen und Schuldanerkenntniserklärungen unterschrieben werden, was abermals zu Verzögerungen führte. Durch energisches Vorsprechen unserer Dolmetscherin, Irina Felker, beim Zoll konnte dann doch noch die Freigabe der gesamten Sendung erreicht werden. So konnten wir selbst kurzfristig noch einen Teil der Kartons übergeben. Die Freude in Schillfelde und Schloßberg über unsere nochmalige große Spende war groß. Der restliche Teil der Kartons wurde an die Kreisverwaltung zur weiteren Verteilung übergeben. Unsere gesamte Mannschaft war sehr froh und glücklich über dieses Ende mit der russischen Behördenbürokratie. So konnten wir zufrieden die Rückreise antreten. Übernachtet haben wir dann noch in Trakehnen. Ein Besuch auf dem ehemaligen Pferdegestüt durfte nicht fehlen und natürlich auch ein Gruppenfoto unter dem Eingangsportal.

Die Rominter Heide war unsere letzte Station auf russischem Gebiet. Hier haben wir noch die Spuren der Vorfahren eines unserer Mitfahrer verfolgt. Bei herrlichem Wetter haben wir die tolle Landschaft genossen. Über den Grenzübergang Goldap, dann Angerburg, Rastenburg, Heiligelinde, Allenstein, Graudenz, Bromberg, Landsberg/Warthe, Küstrin, Berlin und Hamburg ging es zurück nach Hause.

Unsere älteste Teilnehmerin, Irmgard Heise, die noch in Schloßberg zur Schule gegangen ist: „Es war ein besonderes Erlebnis für mich, an dieser Fahrt teilzunehmen“.

Verteilung von Spenden im Kindergarten Schloßberg, September 2011
Verteilung von Spenden im Kindergarten Schillfelde, September 2011


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